tritime-tested: Veltec Speed 6.0 | 8.0 FFC Carbon

IMG_5122tritime-Leser Kai Fügel musste sich bis Ende Mai gedulden. Als das Paket mit seinem Testlaufradsatz endlich vor seinem Schreibtisch stand, freute er sich umso mehr, zumal die Laufräder bereits für Anfang April angekündigt waren.

Die Begründung, aufgrund der großen Nachfrage habe sich die Auslieferung leider verzögert, spricht sicherlich für die Felgen des Herstellers aus dem Sauerland. Und weil der erste Eindruck immer in Erinnerung bleibt, konnte ich einem ersten kurzen, neugierigen Blick auf die nagelneuen Carbon-Laufräder im Büro natürlich nicht widerstehen. Soviel sei vorweggenommen: Die Felgen, die zu den preiswertesten ihrer Klasse gehören, sind nicht nur makellos verarbeitet, sondern auch ein echter Hingucker.

Wiegen und „Richten“
Am Abend habe ich die Felgen nach dem Unboxing direkt erst einmal auf die Waage gestellt. 748 Gramm für das Vorderrad und 1.020 Gramm für das Hinterrad, was die Angaben des Herstellers in etwa bestätigt. Nach der Montage einer Shimano Ultegra 10fach-Kassette und passender Conti Schläcuhe Race Light in Verbindung mit Conti GP4000 S II-Mäntel tauschte ich meine Bremsbeläge durch die mIMG_5138itgelieferten Bremsklötze (ohne Label) aus – im Lieferumfang befanden sich außerdem Schnellspanner und Conti Ventilverlängerungen. Beim Einsetzen der Laufräder mußte ich zunächst die Bremsen deutlich weiter öffen, damit die relativ breiten FCC-Bremsflanken (FCC bedeutet Full Carbon Clincher) Platz fanden. Die Felgenbreite wird von Veltec mit 23,8 mm spezifiziert, wodurch Mantel und Felge – aerodynamisch optimiert – in etwa die selbe Breite haben. Die Höhe musste ich nicht verstellen. Der Hersteller hat eine gelbe Sicherheitsmarke vorgesehen, damit die Beläge nicht zu weit oben an der Bremsflanke greifen.

Erste Testfahrten
Die erste Fahrt mit dem neuen Laufradsatz machte ich im Regen. Das mahlende Geräusch beim Bremsen – verursacht durch Straßendreck zwischen Bremsbelag und Bremsflanke – geht einem durch Mark und Bein, insbesondere wenn das Material jungfräulich ist. Aber so ist es eben mit Testmaterial, es soll ja auch bei den unterschiedlichsten Bedingungen zum Einsatz kommen, um die Eignung in allen Lebenslagen eines Laufradsatzes unter Beweis zu stellen. Allerdings habe ich nach den ersten zwei Testfahrten die namenlosen schwarzen Bremsklötze wieder gegen meine swissstop Flash Pro Yellow getauscht. Die Quietscherei am Hinterrad war auch für mein wenig empfindliches Gehör zu viel, zumal auch die Bremswirkung bei Nässe unterdurchschnittlich war. Nach dem Tausch auf die swissstop gab es dann aber weder an der Geräuschentwicklung noch an der Bremswirkung etwas auszusetzen.

Alltagstauglichkeit
Die Alltagstauglichkeit wurde nicht nur auf den kürzeren Fahrten zur Arbeit und zurück, sondern auch auf langen Trainingssausfahrten im Rahmen der Vorbereitung für den Ironman Frankfurt gemacht. Dabei gab es anspruchsvolle bergige Touren über die schwäbische Alb mit wunderschönen knackigen Anstiegen und schnellen kurvenreichen Abfahrten, aber auch flache Timetrail-Passagen entlang des Neckars oder des Würmtals. Die Felgen mussten auch so manchen unebenen Untergrund und zahlreiche Bunny Hops ertragen. Sämtliche Ausfahrten habe ich mit meinem Garmin Edge 810 protokolliert, und mit meinem Stages Wattmesssystem hätte ich Trainingseinheiten mit anderem Material vergleichen können. Da die Bedingungen – Wind, Sonne, Gruppenfahren, Gute-Beine-schlechte-Beine – sich jedoch ständig änderten, wäre dieser Ansatz zu spekulativ gewesen, weshalb ich ihn auch nicht weiter verfolgte.

Die Erfahrungen waren durchweg positiv: Bei Ortsschildsprints oder im Wiegetritt bergauf bewiesen die Felgen ihre Stärke. Die Felgen sind so stabil, dass meine 76 Kilogramm Kampfmasse und auch Leistungsspitzen von jenseit der 600 Watt nicht zum Streifen der felgen an den Bremsbelägen reichten. Auch bei den Abfahrten um enge Kurven ließen sich die Felgen problemlos steuern. Jedoch stellte sich – für mich persönlich – nach den ersten Ausfahrten heraus, die Stärke des Laufradsatzes sind ganz klar flachere, schnelle Passagen. Auch bei Gegenwind oder Seitenwindabschnitten hatte ich stets das Gefühl, dass die Felge für und nicht gegen mich arbeitet. Ich hatte einige grandiose Ausfahrten, bei denen der Garmin auch nach fünf Stunden noch 35km/h und mehr als Durchschnittsgeschwindigkeit anbot. Auch die Durchschnittswattwerte waren für die erreichten Geschwindigkeiten vergleichbar mit früheren Ausfahrten

Eine Bewertung der Aerodynamik des Veltec Speed Laufradsatzes auf Basis meiner Aufzeichnungen traue ich mir aber nicht zu. Subjektiv kann ich nur feststellen, dass der Laufradsatz auf diesem Terrain richtig schnell ist. Zur Seitenwindanfälligkeit ist mir nichts negatives aufgefallen. Da sollte man aber vielleicht nochmals ein Review nach einem Aufenthalt auf den windigen Kanarischen Inselneinschieben.

Veltec_Wave_Kai_150607Wettkampftauglichkeit
Trotz eines eher höheren Gewichtes von rund 1.800 Gramm entschloss ich mich dazu,  den Laufradsatz beim Ironman 70.3 Kraichgau auf seine Wettkampfeignung zu prüfen. Denn wenn wir ehrlich sind, was nutzt die beste Alltagstauglichkeit, wenn die Teile nicht im Wettkampf gefahren werden. Die Zahl derer, die sich einen Aerolaufradsatz mit 80mm Felgenhöhe kaufen und dann damit nur im Traing fahren, dürfte doch eher überschaubar sein, da würde es dann auch ein preiswerterer leichterer Laufradsatz tun. Also ist dieser Praxistest genau der richtige Zeitpunkt, um die Kernanforderung der Felgen zu testen: der Renneinsatz. Der Kurs im Kraichgau ist bekanntlich wellig und unrhythmisch. Viele Kurven, Anstige, kurze verwinkelte Abfahrten, kurz gesagt alles, was gegen einen schwereren Laufradsatz spricht. Mein Rennsetup war ein Wave Emotion mit 3T aura pro Carbon Cockpit, Veltec Speed 6.0/8.0 FCC sowie Speedplay Pedale und Stages Wattmessystem.

Das Schwimmen im Hardtsee verlief ohne größere Ereignisse, allerdings befanden sich im Wechselbeute schlechte Beine und ich konnte auf der schönen Strecke nie meinen Rhythmus finden. Trotzdem hatte ich jede Menge Spaß. Einmal hatte ich auf einer Abfahrt mit einer super engen Kurve in einem Ort einen heftigen Verbremser, auch hier haben die Felgen die Spur gehalten und sich bewährt. Mein Radsplit mit 2:43 war zwar entäuschend schwach, aber den Felgen konnte ich dafür leider nicht die Schuld geben. Trotz des ständigen Auf und Ab sowie den vielen engen Kurven muss ich auch in der Nachbetrachtung sagen, dass das setup passte, aber leider nicht die Beine!

Zusammenfassung
Die Veltec Speed 6.0/8.0 FFC Carbon sind trotz des etwas höheren Gewichts ein wirklich gelungender Laufradsatz. Sie sind optisch sehr schön verarbeitet und haben bei mir einen ausgewogenen positiven Fahreindruck hinterlassen. Seine Stärken kann man mit dem Werbespruch eines nicht mehr existenten Automobilherstellers zusammenfassen: “…auf langen Strecken zu Hause”. Wem es auf dem letzten Euro nicht ankommt, wer kompromissloser Technikfreak oder Markenfetischist ist, der wird sich vielleicht nicht für diesen Laufradsatz entscheiden. Wer aber rein objektive Gesichtspunkte bei der Wahl des Laufradsatzes anwendet, und möglicherweise auch wirtschaftlich agieren will oder muss, der wäre schlecht beraten, sich nicht intensiver mit den Veltec Speed 6.0/8.0 FCC Carbon zu beschäftigen.

Facts & Figures
Preis: 1.090,00 Euro
Crash-Replacement: auf Anfrage

Speichenzahl VR|HR:  20 | 24
Material Speichen:   Sapim Messerspeiche CX-Ray
Art der Einspeichung : VR Radial | HR links Radial, HR rechts 2x gekreuzt
Material Bremsflanken: Carbon
Empfohlene Bremsbeläge: Original Veltec oder Swiss-Stop gelb
Profilhöhe VR|HR:  55mm | 80mm
Profilbreite VR|HR:  23,4 mm
Empfohlene Reifenbreite: 25-37
Schlauch|Clincher|Tubeless: Vollcarbon Clincher
Naben VR|HR: Veltec SR
Nabenkompatibilität:   Shimano | Campagnolo
Seitensteifigkeit VR|HR:  keine Angabe
Material Schnellspanner:  Stahl
Zulässiges Systemgewicht:  120 kg
Gewicht VR|HR:   710 | 1.015 g

Text und Fotos: Kai Fügel