Tine Holst: Eine Frohnatur auf dem Weg zum Ironman Frankfurt

Tine-Holst_tritime_1Nur noch wenige Tage bis zum Ironman Frankfurt und nicht nur bei den Age Groupern, auch bei Profitriathletin Tine Holst steigt vor ihrem „Heimrennen“ die Vorfreude. Grund für uns, die Wahl-Bad Vilbelerin näher vorzustellen.

 

„Das Leben ist nicht immer ein Schokoladentanz“, spaßt die gebürtige Dänen, was sie aber damit sagen will, ist ganz einfach: Manchmal muss man auch in den sauren Apfel beißen, um das Leben mit all seinen positiven Facetten schätzen zu lernen. Und Tine Holst weiß, wovon sie spricht Nach mehreren Rückschlägen und Unfällen, hat sie sich immer wieder durchgebissen und für ihre Träume gekämpft.

Im Gegensatz zu vielen anderen Profi-Athleten kommt Tine nicht von einer der drei Disziplinen. Ganz im Gegenteil: Sie war früher Turnerin. „Ich konnte keine 25 Meter am Stück Kraulen, Bewegung hatte den Zweck schön auszusehen. Einfach Laufen um zu Laufen, das musste ich erst noch lernen“, erzählt sie, „für mich war das nicht so einfach. Ich habe den neuen Sport einfach ausprobiert, quasi von Null auf Hundert!“ Und es hat geklappt, das macht sie stolz und froh. Generell wirkt Tine sehr froh, lacht viel. Positive Stimmung ist ihr sehr wichtig, Menschen, die negativ eingestellt sind, haben in ihrem Leben keinen Platz.

Von der Brustschwimmerin zur Profi-Athletin
Dass sie einmal Profitriathletin sein wird, hätte Tine anfangs nie geplant. „Das hat sich so ergeben, die Ergebnisse haben einfach gestimmt.“ 2005 lief sie nach nur drei Monaten Lauftraining ihren ersten Halbmarathon, in einer für Anfänger bombastischen Zeit von 1:37, der erste Marathon folgte in dreieinhalb Stunden. „Dann haben mir alle gesagt ‚Mach weiter!’“ – und sie tat es. 2007 folgte  ihre erste Olympische Distanz mit einem geliehenen Rennrad. Die Dänin entdeckte den Spaß am Fahrrad fahren und noch heute ist das ihre Lieblingsdisziplin. „Bei meinem ersten Triathlon bin ich einfach Brust geschwommen“, erzählt sie und muss bei den Erinnerungen grinsen.

Tine-Holst_tritime_3Tine Holst zeigte weiterhin sehr gute Ergebnisse, wurde jedoch von zwei schweren Unfällen ausgebremst: Zuerst erlitt sie einen schweren Radunfall, bei dem sie von einem Auto überfahren wurde. „Fünf Sekunden später und ich wäre tot gewesen“, seitdem schätzt sie jede Sekunde im Leben. In den folgenden Monaten kämpft sie sich zurück und wurde mit ihrem ersten richtig großen Erfolg belohnt: Den Sieg in ihrer Altersklasse beim Ironman Barcelona, und das in ihrer dritten Langdistanz. Doch das Glück über den Sieg sollte nicht halten, während eines Skiurlaubs kam es zu einem zweiten Unfall, Diagnose: Kreuzbandriss. „Da zu liegen und als Physiotherapeutin zu wissen ‚das war es jetzt erst einmal‘, war zunächst extrem hart“, gesteht sie, doch auch in dieser Situation versucht sie, ihre positive Einstellung zu behalten. Auch dieser Unfall konnte Tine nicht aufhalten, und was aus ihr geworden ist, beweist sie den Triathlon-Fans seitdem in vielen Rennen. Immer mit der Devise: „Wenn man etwas mit Herz macht, dann erreicht man auch seine Ziele.“ Egal, ob eine Top-Ten-Platzierung als Profi oder eine Langdistanz als Altersklassenathlet in knapp unter 15 Stunden.

Neuer Lebensmittelpunkt
Sechseinhalb Jahre lebte die gebürtige Dänin in der Schweiz, dann lernte sie ihren heutigen Lebensgefährten kennen. Sie entschied sich für einen Umzug von den Eidgenossen nach Bad Vilbel bei Frankfurt, wo ihr Freund mit Tochter lebt. „Das war eine Entscheidung für die Liebe“, gesteht sie. Zuhause ist dort, wo das Herz ist. Seitdem trainiert die ehemalige Turnerin mit Schwimmtrainer Björn Hauptmannl in der Triathlon-Abteilung von Eintracht Frankfurt. „Mit den schnellen Jungs zu Schwimmen bringt mich weiter, macht mich schneller, und natürlich muss ich auch mal kämpfen“, sagt die 35-Jährige, die gerade im Schwimmen nochmal eine Schippe drauflegen möchte.

In der kleinen Stadt unweit vom Taunus entfernt, findet Tine perfekte Trainingsbedingungen: Die Nidda vor der Haustür und damit unzählige Laufstrecken, sowohl ein Hallen- als auch Freibad erreicht sie fußläufig, eine Laufbahn um die Ecke und zum Radfahren kann sie aussuchen, ob sie lieber flach oder profiliert fahren will. Und einen weiteren Vorteil hat die Nähe zu Frankfurt auch noch: Die Strecke der Ironman Europameisterschaften führt fast an ihrer Haustür vorbei.

Tine-Holst_tritime_2Selbstbewusstsein tanken, Frankfurt rocken!
Im November 2014 bestritt die Frohnatur ihre letzte Langdistanz. Ihr großes Ziel 2015 ist der Ironman Frankfurt. Die Wettkämpfe bis dahin absolvierte die quirlige Dänin aus dem Training heraus. Und das Training hat sich bisher gelohnt. Zuletzt steht ein Sieg beim Bonn Triathlon auf der Haben-Seite. Das bringt der 35-Jährigen nicht nur Selbstbewusstsein, sondern auch positive Energie für das Rennen rund um die Finanzmetropole.

Ein ganz besonderes Rennen
Wenn Tine am 5. Juli am Langener Waldsee steht und auf den Startschuss wartet, wird das ein besonderes Gefühl in einem besonderen Rennen. Durch ihr neues Zuhause kennt sie nicht nur viele Leute in der Umgebung, sie kennt auch die Strecke, fühlt sich hier daheim Auch werden ihre Eltern anreisen, um sie bestmöglichst zu unterstützen. „Das ist ein tolles Gefühl“, sagt sie stolz, „meine Eltern stehen vollkommen hinter mir.“ Eine ganz besondere Unterstützung für sie, denn sie ist ein Familienmensch durch und durch. Und so werden Papa und Mama Holst, ihr Freund und seine Tochter, ihre Fans und die Unterstützer ihres Hauptsponsors an der Strecke stehen und die Daumen drücken. Für Tine ist klar, dass sie ihre Träume und ein gutes Ergebnis erreichen kann: „Das ist und wird harte Arbeit, aber wenn du daran glaubst, und die Bereitschaft hast für deine Ziele und Träume zu kämpfen, dann erreichst du das auch.“

Die tritime wünscht viel Erfolg!

Text: Ann-Kathrin Ernst
Fotos: Klaus Arendt