Ricarda Lisk: Ich möchte meine Erfahrungen gerne weitergeben

Mit 34 Jahren und nach 15 Jahren Leistungssport gehört Ricarda Lisk zwar noch lange nicht zum alten Eisen, aber die ehemalige Nationalmannschaftsathletin denkt langsam über ein Karriereende im Leistungssport und ihre berufliche Zukunft nach. Noch ist es allerdings nicht soweit und die gebürtige Schorndorferin möchte auf der halben Ironman-Distanz noch mal richtig angreifen. Was sie sonst noch plant, verrät sie uns im tritime online-Interview.

 

Ricarda, wie bist du in die Saison gestartet und was hat sich bei dir alles geändert?
Das Jahr hat für mich sehr gut angefangen. Ich war sechs Wochen lang auf Fuerteventura im Playitas Resort und konnte unter perfekten Bedingungen trainieren. Viel geändert hat sich bei mich nicht. Ich hatte das Glück, dass so gut wie alle meine Ausrüster (Stevens, Sailfish, Haero Carbon, Lightweight und Ultra Sports) die Verträge verlängert haben. Neu ist lediglich mein Wechsel zu Pearl Izumi und, dass ich wieder die Helme von Casco trage.

Welche Rennen hast du schon geplant und was ist dein Hauptziel 2015?
Am 5. April werde ich beim 70.3 Brasilia und am 2. Mai beim 70.3 St. George/Utah starten. Das sind zwei Meisterschaftsrennen, wo ich meinen derzeitigen Leistungsstand testen möchte und hoffentlich auch genügend Punkte sammle, für mein Hauptziel, die 70.3 WM in Zell am See. Außerdem werde ich wieder in der französischen Grand Prix-Serie starten, in der BaWü-Liga für meinen Verein VfL Waiblingen und bei der Challenge Heilbronn.

Neben dem Profisport baust du dir gerade noch ein zweites Standbein als Trainerin und Coach auf. Du hast auch die Trainer-B-Lizenz bei der Deutschen Triathlon Union erworben. Was genau hast du vor?
Nun, langsam muss ich auch mal an ein Leben nach der Triathlon-Karriere denken. Ich möchte gerne dem Sport weiterhin verbunden bleiben. In meiner bisher 15-jährigen  Profizeit habe ich so viel Erfahrung gesammelt, habe bei einigen der besten Trainern trainiert, zusammen mit Weltmeistern und Olympiasiegern. Diese Erfahrung möchte ich nun weitergeben. Mit der DOSB B-Trainer-Lizenz Langdistanz habe ich nun auch das nötige theoretische Know-how, um beispielsweise Athleten auf einen Ironman vorzubereiten. Diese Arbeit macht mir sehr viel Spaß und nun freue ich mich direkt schon ein bißchen auf das Ende meiner Sportlerkarriere.

Was ist der größte Unterschied, wenn man sich selbst trainiert – so wie du das auch machst – oder andere?
Der größte Vorteil ist, wenn man sich selbst trainiert, dass man flexibel ist. Ich habe in den letzten Monaten mit vielen verschiedenen Athleten trainiert und habe deren Einheiten mitgemacht. So lerne ich ständig dazu. Auf Fuerteventura habe ich allerdings den groben Plan vorgegeben, so konnten meine Trainingspartner von mir lernen. Langsam kenne ich meine Schlüsseleinheiten, die ich durchziehen muss, um auf mein gewünschtes Leistungsniveau zu kommen.

Was macht dir am Coachen besonders Spaß?
Erstmal ist es wichtig, den Athleten kennenzulernen. Trainer und Athlet müssen zusammenpassen. Letztens habe ich einen Trainingsplan geschrieben und fand ihn so genial, dass ich am liebsten selbst nach diesem trainiert hätte. Das ist natürlich Quatsch, aber ich hoffe, dass der Athlet tatsächlich mit diesem Plan seine maximale Leistungsfähigkeit erreichen kann.

Du hast zusammen mit Lubos Bilek gerade ein Triathlon-Camp auf Fuerteventura geleitet. Was konntest du von Lubos lernen und welche Termine als Coach stehen bei dir gerade an?
Lubos hat mich 2008 zu den Olympischen Spielen gebracht. Er ist mein Mentor und meiner Meinung nach einer der besten Trainer. Nach meiner Ansicht darf ein Trainer nicht immer nur seinen Plan durchboxen, sondern er muss auch auf den Athleten eingehen und auch von diesem lernen. Das könne nicht alle Trainier, Lubos kann es und hat damit Erfolg.
Mein nächster „Auftritt“ als Trainerin steht schon fest. Im April werde ich ein tritime sport Lauf- und Schwimmseminar im Raum Stuttgart durchführen. Es warten u.a. Videoanalysen, Technik- und Stabitraining, Vorträge und jede Menge Spaß auf die Teilnehmer. Darauf freue ich mich.

Wie schwer ist es für dich gerade, alles unter einen Hut zu bekommen – Training, Coaching, Sponsorentermine, Wettkämpfe, Orga und sonstiges?
Puhhh … ja, es ist unglaublich, wie viel man immer zu organisieren und zu bearbeiten hat. Auch ein Profisportler sitzt nicht immer nur auf dem Rad, sondern auch viel am Schreibtisch. Aber ich will mich definitiv nicht beschweren. Mein Job ist immer noch der beste Job der Welt für mich.

Wie lange denkst du, wirst du dem Profisport noch erhalten bleiben? Und gibt es Rennen, die du noch unbedingt in deiner Karriere machen möchtest? Vielleicht sehen wir dich ja auch noch auf der Langdistanz oder ist das keine Option für dich?
Auf jeden Fall noch zwei Jahre. Danach möchte ich mich gerne auf meine Arbeit als Trainer konzentrieren. Ob ich noch bestimmte Wettkämpfe mache? Es können gerne noch Rennen vorgeschlagen werden. Eine Langdistanz? Hmmm, wer weiß…. 🙂

Danke, Ricarda für das Interview und eine erfolgreiche Saison 2015.