Anne Haug gilt als eine der konstantesten Leistungsträgerin der deutschen Triathlon-Damenmannschaft. 2012 wurde sie Vize-Weltmeisterin. 2013 war der WM-Titel zum Greifen nah. Das entscheidende Rennen der Weltmeisterschaftsserie lief zwar nicht ganz nach Plan, jedoch konnte sich Anne Haug schlussendlich doch den dritten Platz in der Gesamtwertung sichern. 2014 war geprägt von einer hartnäckigen Verletzung nach einem Radsturz. Anne Haug musste die Wettkampfsaison früher als geplant beenden. Jetzt sind Körper und Kopf wieder fit und voll motiviert, noch mal richtig anzugreifen.
Anne Haug entdeckte spät ihre Leidenschaft und ihr Talent für den Triathlonsport. Erst mit 20 Jahren startete sie ihre sportliche Karriere. Nach erfolgreichem Abschluss ihres Studium der Sportwissenschaften entschloss sich die damals 27-Jährige, Profi zu werden und alles auf eine Karte zu setzen. Annes Motto lautet schon immer – ganz oder gar nicht. Anne zeichnet aus, dass sie sehr fokussiert ist, wenn sie ein Ziel hat, und um dieses zu erreichen gibt sie dafür alles. Die gebürtige Bayreutherin ist extrem stark auf dem Rad und eine Bank beim Laufen. Lediglich das Schwimmen gilt als ihre Wackeldisziplin, an der sie auch diesen Winter wieder hart gearbeitet hat.
Selbst im Training möchte sie sich immer mit den Besten messen – und „sich nicht in die Tasche lügen“. Daher führte ihr Weg sie zu Jahresbeginn wieder nach Australien. Hier verweilte die Sportwissenschaftlerin bereits in der vorolympischen Saison 2011, um sich für London 2012 vorzubereiten. Da Anne gerne auf Bewährtes setzt, schloss sie sich im Januar der australischen Trainingsgruppe um Jamie Turner an, um mit Spitzenathletinnen wie der amtierenden Weltmeisterin Gwen Jorgensen in Down Under zu trainieren.
Interview mit Anne Haug
Was war letzte Saison gut? Was lief eher nicht optimal?
Eigentlich fing alles gut an. Das Training lief über den Winter gut und in Auckland bin ich mit einem zweiten Platz in die Saison gestartet. Leider hatte ich im Mai beim Rennen in London einen folgeschweren Radsturz mit einer langwierigen Hüftverletzung. Dadurch war an ein Lauftraining lange gar nicht mehr zu denken. Ich bin die ganze Saison nicht mehr richtig fit geworden. Das hat natürlich an mir genagt und mich ins Zweifeln gebracht, ob alles noch richtig ist, was ich tue. Aber jetzt bin ich wieder voll motiviert und fokussiert, mich für Rio de Janeiro 2016 zu qualifizieren.
Was ist dein Lieblingsrennen?
Mein Lieblingsrennen ist Hamburg. Die Strecke liegt mir zwar nicht unbedingt, weil alles ganz flach ist. Aber das Heimrennen ist einfach immer ein Highlight im Rennkalender.
Auf das Rennen in Abu Dhabi freu ich mich auch. Allerdings ist man für die Rennen der Weltserie immer viel unterwegs und am Schluss sieht man immer ein Hotel und macht seinen Wettkampf. Eigentlich mag ich es deshalb mehr, wenn ich das Rennen schon mal gemacht habe. Dann kenne ich die Strecken, kann meine Rituale vor dem Wettkampf besser durchziehen. Das ist besser für meine Leistungsfähigkeit.
Was ist dein Ziel für 2015, und was hast du im Vergleich zur letzten Saison verändert?
2015 steht für mich ganz im Zeichen der Olympiaqualifikation für 2016. Anfang August in Rio zählt es. Das Rennen wird mein Saisonhöhepunkt sein. Ich habe einen Plan für mich, und der heißt Rio de Janeiro, dafür setzte ich alles auf einen Karte. Ich weiß, dass das teilweise sehr egoistisch klingt, aber nur so kann ich nach dem Höchsten streben.
Was hast du dir für die WM-Serie 2015 vorgenommen?
Ich möchte bei jedem Rennen meine bestmöglichste Leistung zeigen.
Was ist deine Lieblingseinheit?
6 x 1000 Meter Laufen. Das ist so eine Art Hassliebe. Wenn es gut läuft, freu man sich und davor hat man immer Angst. Kurzweilig finde ich auch Koppeleinheiten, bei denen man Gas geben kann
Würdest du wieder Triathlon-Profi werden?
Ja, definitiv. Ich würde alles genauso wieder machen. Die Kurzstrecke übt auf mich einen großen Reiz aus. Ich mache den Sport wegen mir, aber die Olympischen Spiele haben natürlich eine unglaubliche Faszination auf mich. Deswegen setze ich jetzt noch mal alles auf eine Karte – mein Motto heißt „ganz oder gar nicht!“ Ich strebe nach dem Höchsten. Mein klares Ziel lautet Gold in Rio zu holen, aber ich weiß, dass dafür alles passen muss. Ich werde an jeder Stellschraube versuchen zu drehen, und wenn ich alles gegeben haben werde, werde ich auch zufrieden sein.
Wie sieht bei dir ein Ruhetag aus beispielsweise im Trainingslager?
Ich versuche viel zu schlafen und suche jede Erholung, die ich bekommen kann. Ansonsten hat man aber auch immer etwas zu tun, denn neben dem Training gibt es für einen Profi auch einiges zu organisieren und zu planen.
Steckbrief:
Geburtstag: 20.1.1983
Wohnort: München/Bayreuth
Verein: LG Stadtwerke München, Team Icehouse, Châteauroux 36
Bundesligaverein: TV 1848 Triathlon Erlangen
Nationalkadermitglied der DTU seit 2012
Trainer: Dan Lorang
Mehr Infos über Anne
Text und Fotos: Meike Maurer