Aerodynamik ist heute im Triathlon ein sehr wichtiger Faktor und bedeutet mehr als nur ein Scheibenrad zu fahren. Roy Hinnen, Schweizer Coach und ehemaliger Profitriathlet, der seine sportliche Karriere 1993 beendete, wollte es vor einiger Zeit noch einmal wissen.
Er packte sein Wettkampfrad von 1986 und seine aktuelle Zeitfahrmaschine, ein Scott Plasma 3, ins Auto und fuhr zur Radrennbahn nach Kaarst-Büttgen. Der Aerotest lautete: retro gegen neu, inklusive Rennbekleidung von damals und heute.
Der Test: Getestet wurde das Retro-Triathlonrad, der Helm und der Wettkampfanzug von 1986 im Vergleich zum Scott Plasma 3 (zwar nicht das allerneueste Zeitfahrrad von Scott, aber dennoch sehr aussagekräftig). Außerdem im Test der aktuellen Austattung ein Aerohelm und ein brandneuer High-Tech-Triathlonsuit von 2015 – entwickelt von Alexander Bauer von Lexxi Sports. Alexander sorgt zudem dafür, dass Profis wie Andreas Raelert, Nils Frommhold oder Jan Frodeno in einer für sie optimalen Aeropositon auf dem Rad sitzen. Der Mann weiß also, von was er redet, wenn
es um das Thema Aerodynamik geht.
Eine aerodynamisch optimierte Sitzpostion spielte daher auch eine Rolle im Test „alt gegen neu“.
Die Frage: Wie viel Watt spart das Material und die Ausstattung von damlas zu heute ein und was bedeutet das für die Zeit, die Roy 1987 auf 180 Kilometer im Rennen gefahren ist? Damals fuhr er 4:35 Stunden.
Das Ergebnis: Der Test ergab, dass Roy mit seinem neuen Material theoretisch über 20 Minuten sparen würde. Das vollständige Ergebnis könnt ihr im Video sehen. Um 40 km/h mit seinem Retro-Material auf die Bahn zu bringen muss Roy 311 Watt leisten. Mit seinem Scott Plasma 3, einem High-Tech-Triathlonsuit und einer optimierten Sitzpostiton muss Roy für die gleiche Geschwindikeit nur noch 237 Watt erbringen.
Das Video zum Test:
Bildergalerie zum Test:
Fotos: Mirko Lehnen/mirko-lehnen.com und Carsten Ridl
Roy Hinnens Top 10 für mehr Aerodynamik auf dem Rad:
Platz 1: Optimierung der Sitzposition
Das grösste Potenzial besitzt die Optimierung der Einheit Mensch und Maschine.
66 % bis 75 % des Luftwiderstandes werden vom Menschen, nicht vom Rad erzeugt.
Bei einer Geschwindigkeit von rund 40 km/h liegt die Einsparung in einem Bereich von 25 bis 35 Watt, was circa fünf bis zehn Prozent Leistungsgewinn entspricht. Mehr schaffst du mit keiner Trainingsmethode und keinem Ausrüstungsgegenstand.
Platz 2: Aeroanzug
Es geht nicht nur darum windschnittiger unterwegs zu sein, sondern auch darum, bei Hitzerennen die Kühlung des Athleten zu optimieren.
Platz 3: Aerohelm
Mittlerweile sind die meisten Aerohelme gut belüftet, sodass man sie unter normalen Bedingungen im Rennen tragen kann. Aber Achtung: der Helm muss ordentlich sitzen. Am besten ist eine professionelle Anpassung. Auf jeden Fall sollten die Unterseiten des Helms möglichst am Rücken anliegen. Wer den Aerohelm nach links und rechts bewegt oder hoch in den Wind hält, weil er gerade nach unten schaut oder trinkt, verursacht Luftwirbel, die einen grösseren Luftwiderstand verursachen. Solange der Kopf unten bleibt und nicht gehoben wird, sind Aerohelme besser als normale Helme. Der Unterschied zwischen einem Aerohelm und einem normalen Helm beträgt circa 30 Watt. Unterschiede zwischen einzelnen Aeohelmen circa 15 Watt.
Platz 4: Aerolaufräder
Gespeichte Aerolaufräder mit einer Felgenhöhen von 40 bis 110 mm sind aerodynamisch top, aber bei etwaigem Seitenwind schwierig zu fahren. Je nach Wettkampfziel und Bedigungen (Wind) muss man sich für eine Felgenhöhe entscheiden. Frauen und Männer unter 60 kg empfehle ich 40–60 mm Felgenhöhe, Männer über 80 kg können mit 80–110 mm Felgenhöhe noch das letzte Watt herauskitzeln.
Platz 5: Innenverlegte Brems- und Schaltzüge
Frei nach dem Motto: Züge, die man nicht sieht, sind gute Züge. Es gilt immer: verstecke deine Züge so gut, wie es geht. Denn, alles was das Auge sieht, sieht auch der Wind! Verstecke deine Zughüllen im Steuerrohr, wenn es der Rahmen ermöglicht. Alles andere sollte so eng am Rohr oder im Rahmen verlaufen wie es geht. Hier helfen Elektroschaltungen sehr. Wer eine Shimano Di2 Schaltung verwendet, hat 50 Prozent des Problems bereits beseitigt.
Platz 6 bis 10 in Sachen Aerodyamik findet ihr in Roy Hinnens Triathlonbuch „Triathlon total“, das im Juli 2015 erscheinen wird.
Roy Hinnen hat über 28 Jahre Erfahrung im Ausdauersport. Seine persönliche Bestzeit auf der Langdistanz liegt bei 8:35 Stunden, im Marahton bei 2:56 Stunden. Mit seinem Know-how als ehemaliger Triathlonprofi, Unternehmer und Produktentwickler setzt Roy Hinnen sein Wissen gezielt ein, um seine Kunden bestmöglich und individuell zu coachen.
Mehr Infos auf der Coaching-Seite von Roy.