Drei Jahre nach der letzten Austragung eines Ironman in Regensburg und dem Aus der mit großen Erwartungen gestarteten Veranstaltung hängt in der UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt der Himmel für Langdistanz-Triathleten erneut voller Geigen.
Auf der gestrigen Pressekonferenz (03.03.2015) im Alten Rathaus zu Regensburg informierten Oberbürgermeister Joachim Wolbergs, Dr. Hermann Hage (Referent für Bildung, Sport und Freizeit), Johann Nuber (Amtsleiter des Sportamtes) sowie die Challenge-Lizenznehmer Sonja und Thomas Tajsich und die Challenge-Lizenzgeber Felix Walchshöfer und Zibi Szlufcik die lokale Presse über den Challenge Regensburg, der in der Domstadt am 14. August 2016 seine Premiere feiern wird. Die tritime-Redaktion verfolgte als einziges Fachmagazin beziehungsweise Triathlon-Onlineportal vor Ort die Pressekonferenz.
„Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“, auf diese fünf Worte lässt sich das Fazit des gescheiterten ersten Versuchs „Etablierung eines Triathlons über die Langdistanz in Regensburg“ zusammenfassen. Über die möglichen Ursachen und Fehler auf Seiten der Veranstalter, der Region und der Stadt Regensburg ist in der Vergangenheit in den Medien und den sozialen Netzwerken hinreichend berichtet und diskutiert worden. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auch nicht näher darauf eingehen.
In seinen einleitenden Worten erinnerte Oberbürgermeister Wolbergs an die besondere Stimmung bei der Erstaustragung (2010) im Zielbereich im historischen Stadtbezirk Stadt-amhof. Auch Sonja Tajsich, die damals vor heimischem Publikum als Siegerin gefeiert wurde, sprach sichtlich gerührt über die tolle Atmosphäre am Guggenberger See und das begeisterte Publikum entlang der Laufstrecke durch die Altstadt. „2016 werde ich als Veranstalterin meine ganze Erfahrung als Athletin in die Organisation des Wettkampfes einbringen. Allerdings stehe ich am 14.08.2016 auch selbst an der Startlinie“, kündigte die 39-Jährige bereits knapp 17 Monate vor der Premiere ihre Teilnahme an. „Nur wenn ich das Rennen von innen heraus erlebe, kann ich auch die erforderlichen Stellschrauben für die Folgewettkämpfe erkennen“, führte Sonja Tajsich ihr emotionales Plädoyer für die eigene Veranstaltung fort, ehe ihr Ehemann Thomas auf weitere Details des Triathlon-Festivals einging.
Challenge Festival 2015
Bereits am 19.04.2015 findet im Regensburger Westbad ein Neopren-Testschwimmen statt, das gleichzeitig den Auftakt für mehrere Veranstaltungen einläutet, die bis in den September hinein den Sportlern die verschiedenen Streckenabschnitte der drei Disziplinen näher bringen sollen. Darüber hinaus wird am 15. August der von Tajsichs Firma Purendure Event GmbH & Co. KG organisierte sechs Kilometer lange Frauenlauf (frauenlauf-regensburg.de) rund um den Neupfarrplatz erstmalig als Challenge Women Run Regensburg stattfinden. Tags darauf kommen auch die Triathleten im Rahmen des Challenge Swim & Run in den Genuss, einen Teil der Schwimmstrecke zu erleben, wenn sie 500 Meter im Guggenberger See mit einem anschließenden Lauf um den See kombinieren können. Interessierte Sportler haben unmittelbar darauf die Möglichkeit, in einer geführten Radausfahrt über 80 beziehungsweise 170 Kilometer in verschiedenen Leistungsgruppen den Streckenverlauf der zweiten Disziplin durch den Naturpark Bayerischer Wald kennenlernen.
Das Anmeldeportal zum Hauptwettkampf am 14.08.2016 wird in den nächsten Wochen geöffnet. Die Startgebühren für Einzelstarter und Staffeln stehen derzeit noch nicht fest, werden sich aber voraussichtlich an den Preisen des Challenge Roth orientieren.
Gemeinsamkeit macht stark!
Sowohl die Vertreter der Challenge Family als auch der Stadt betonen, gemeinsam mit der Region eine Veranstaltung langfristig zu etablieren, die nicht nur die Sportstadt Regensburg und seine Industrie nachhaltig stärkt, sondern auch den Rückhalt in der Bevölkerung findet. „Die Stadt Regensburg machte in den ersten Gesprächen sehr deutlich, was sie von uns erwartet und was sie unter gar keinen Umständen möchte“, wusste Felix Walchshöfer zu berichten, und Zibi Szlufcik ergänzte: „Entscheidend für das Gelingen und den Erfolg einer Großveranstaltung ist es, die Begeisterung der Bevölkerung nicht nur zu erwecken, sondern sie auch dauerhaft zu bekommen. Das so etwas – auch vor dem Hintergrund der bisherigen Erfahrungen – natürlich nicht auf Anhieb gelingen kann, ist allen Verantwortlichen bewusst. Aber wenn wir es gemeinsam nicht schaffen, die Begeisterung des gerade einmal eine Stunde entfernt liegenden 24.000-Seelen-Städtchens Roth in das große Regensburg zu bringen, dann will ich der Prinz aus Zamunda sein.“
Auch die immer wieder gern zitierten unzufriedenen Landwirte zeigten sich nach ersten Gesprächen mit Thomas Tajsich mit dem neuen Termin zufrieden. Felix Walchshöfer versuchte das brisante Thema ein wenig zu entschärfen und erinnerte daran, dass selbst in der Erntezeit beim Challenge Roth einvernehmliche Kompromisse gefunden werden, indem Teilabschnitte der Radstrecke für die Landwirte zeitweise freigegeben werden. Und Joachim Wolbergs ergänzte, dass alle Herausforderungen, Probleme und Sorgen im Gespräch gelöst werden können: „Niemandem soll durch das Ereignis etwas genommen werden!“
Der langfristige und intensive Dialog mit der Bevölkerung, der Aufbau von strategischen Partnerschaften sowie die wirtschaftliche Verankerung in der Region mit der Zielsetzung, Athleten, Betreuern und Zuschauern nicht nur in der Wettkampfwoche, sondern ab sofort eine perfekten Serviceleistung zu bieten, sind Aussagen, die sich während der Pressekonferenz immer wiederholten.
Unterstützung durch die Politik
Bis jedoch am 14.08.2016 am Guggenberger See der erste Startschuss erfolgt, steht für das Team um Sonja und Thomas Tajsich noch viel Arbeit an. Die Sicherung der Internetdomäne www.challenge-regensburg.com, die ein findiger Triathlet nur gegen einen Freistart „herausrückte“, gehörte dabei sicherlich noch zu den einfach zu lösenden Herausforderungen. Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Vereinen sowie eine umfassende und frühzeitige Information der Bevölkerung werden zeigen, ob die benötigten rund 1.000 ehrenamtlichen Helfer in der Urlaubszeit auch tatsächlich zur Verfügung stehen und die Anwohner, ansässigen Unternehmen und betroffenen Landwirte hinter der Veranstaltung stehen. Aber auch die finale Genehmigung der im Internet bereits einsehbaren geplanten Streckenverläufe durch die Behörden steht noch aus. Glücklicherweise ließ sich der Oberbürgermeister von allen Beteiligten in der bisherigen Planungsphase davon abbringen, den Challenge Regensburg bereits in 2015 stattfinden zu lassen. Gut Ding will Weile haben, und bekanntlich gehen Schnellschüsse mit einer viel zu kurzen Vorlaufzeit häufig nach hinten los.
Nichtsdestotrotz ist der Oberbürgermeister felsenfest davon überzeugt, dass der Zielbereich auf dem Domplatz sein wird. „Der Challenge Regensburg ist sicherlich nicht vergleichbar mit dem Papstbesuch, aber für unsere Stadt und die Region auch etwas ganz Besonderes. Wir möchten den Athleten und Besuchern aus aller Welt nicht nur ein guter Gastgeber sein, sondern auch eine tolle Kulisse bieten. Und da alle mit der Stadt Regensburg auch den Dom als eines unser Wahrzeichen verbinden, ist der Domplatz auch der angemessene Ort für die letzten Wettkampfmeter. Von Seiten der Politik werde ich alles dafür tun, das eine Ziellinie auf dem Domplatz auch ordnungsrechtlich klappt“, zeigte sich Wolbergs hemdsärmlig und ließ keinen Spielraum für Spekulationen über ein Zielareal außerhalb der historischen Stadtmauern zu. Mit einem Appell an die Pressevertreter beendete Joachim Wolbergs nach etwas über einer Stunde eine kurzweilige Pressekonferenz: „Beobachten Sie die Veranstaltung in den kommenden Wochen und Monaten fair. Ihnen stehen kompetente Ansprechpartner zur Verfügung, die Ihnen jederzeit alle Fragen beantworten können. Und scheuen Sie sich auch nicht davor, nach einem persönlichen Termin beim Bürgermeister zu fragen. Jeder kriegt einen!“
Jetzt müssen den Worten in den kommenden Monaten auch Taten folgen, damit sich nach der Premiere der Challenge Regensburg auch tatsächlich alle Akteure, also Athleten, Zuschauer, Anwohner, Landwirte, Politiker und Veranstalter sowie die Gewerbetreibenden im Einzelhandel und des Hotel- und Gastronomiebereichs, im siebten Himmel wiederfinden. Ein erster Schritt in die richtige Richtung wurde mit den gestrigen Ankündigungen getan. Bleibt zu hoffen, dass die Redewendung „aller guten Dinge sind drei“ für den Langdistanz-Triathlon in Regensburg nicht zutrifft, denn einen weiteren Anlauf wird es in der Domstadt definitiv nicht mehr geben.
Text: Klaus Arendt
Internet: challenge-regensburg.com
Weiterführende lokale Links aus Regensburg:
Mittelbayerische vom 25.02.03.2015: Ja zur Challenge und zur Vereinsförderung
Mittelbayerische vom 27.02.2015: Heiße Debatte über Challenge in Regensburg
Mittelbayerische vom 03.03.2015: Geteiltes Echo auf den Challenge
Mittelbayerische vom 04.03.2015: Der Countdown zum Challenge läuft