
www.tritime-magazin.de sprach mit Wolfram Bott während seines Aufenthaltes in Clermont.
Wolfram, Du befindest Dich mit Deinen Schützlingen aktuell noch in Florida. Warum gerade das Urlaubsparadies im Südosten der USA?
Mitte September sind wir als Trainingsgruppe nach Clermont gereist, um dort die letzten Wochen vor dem Hawaii Ironman gemeinsam zu trainieren. Bei Temperaturen bis knapp 40 Grad Celsius und einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit haben wir in der Region rund um Orlando nahezu ideale Bedingungen, um uns an das Klima in Hawaii zu gewöhnen. Andreas war zuvor noch zehn Tage auf Fuerteventura und hatte auch dort sehr warmes Wetter. Das Training der fünf Athleten – Boris Stein hat sich uns angeschlossen – macht sehr viel Spass und die Jungs motivieren sich gegenseitig. Ich bin bei allen Trainingseinheiten persönlich vor Ort und kann dadurch sehr gut die einzelnen Athleten steuern. Was jedoch ein wenig gefehlt hat, war der Wind, aber damit werden wir schon zurecht kommen! Bis zum 3. Oktober bleiben wir noch in Clermont und dann fliegen wir weiter nach Kona.
Welche Schlüsse habt Ihr aus den letzten Rennen gewonnen?
Es freut mich, dass Nils, Andreas und Christian mit einem positiven letzten Wettkampferlebnis die Reise nach Kona antreten. Christian Brader ist dieses Jahr in seinen Leistungen sehr stabil geworden, besonders im Marathon kann er im letzten Drittel noch ein paar Plätze gut machen. Hawaii wird für ihn der vierte Ironman in diesem Jahr sein, und da müssen wir schauen, wie er noch mal in Schuss kommt. Die Trainingsergebnisse zumindest sind jedoch vielversprechend! Für Nils Frommhold als Rookie versuchen wir soviel mitzunehmen wie möglich. Er soll dieses Jahr lernen, lernen und nochmals lernen! In allen wichtigen Wettkämpfen hat er seine Ziele erreicht, manchmal sogar übererfüllt. Auf Hawaii kann er das i-Tüpfelchen setzen! Ich denke, seine Form ist sehr gut, und ich bin gespannt wie er mit den klimatischen Bedingungen und dem Druck auf Hawaii umgehen wird. Andreas Raelert hatte ein schwieriges Frühjahr, kommt zum Ende der Saison jedoch immer besser in Form. Auch seine Trainingsleistungen lassen auf ein sehr gutes Rennen in Hawaii schließen. Bereits beim Ironman Mont Tremblant hätte er schon eine deutlich bessere Leistung gezeigt, wenn er nicht die energetischen Probleme bekommen hätte.
Wie verbringen Deine Athleten nach Eurer Ankunft in Kona die letzten Tage vor dem Rennen?
Die Woche vor dem Wettkampf sieht in etwa so wie vor jedem wichtigen Rennen aus. Jeder Athlet hat kleinere oder größere Rituale, jedoch durchlaufen alle ein Standardprogramm, das sie sich über die Zeit erarbeitet haben und das immer mal wieder angepasst wird! Trainingsmethodisch haben alle am Donnerstag einen Ruhetag. Und das bedeutet: „NO SPORTS“! Am Freitag dürfen dann alle noch einmal die drei Disziplinen jeweils ganz mit ein paar Minuten im Renntempo absolvieren. Hinzu kommen noch diverse Sponsoren- und Pressetermin.
Welche Rolle nehmen die mitgereisten Lebenspartner ein?
Meiner Meinung nach eine sehr Wichtige. Die Fußballweltmeisterschaft ist ein gutes Beispiel. Die Partner geben den Athleten Halt und können ihm in der unmittelbaren Vorbereitung einiges an Arbeit abnehmen. Außerdem sind sie auch in alle Lebenslagen DER Ansprechpartner schlechthin.
Verrätst Du uns die Rennstrategie? Konzentrierst Du Dich ganz auf die eigenen Athleten oder reagierst Du auch auf den Rennverlauf der Mitstreiter?
Die wird jetzt noch nicht verraten, aber bei solch langen Rennen konzentriert man sich in erster Linie auf sich selbst und versucht über gewisse Pacingstrategien das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Manchmal muss und sollte man aber auch die Gegner nicht ganz aus den Augen verlieren.
An welchen Gesten erkennst Du, was Dein Athlet im Rennverlauf an Ansprache benötigt?
Meistens spielen Blicke und die Körperhaltung eine ganz entscheidende Rolle. Ich sehe sehr schnell, wie der Athlet sich im Moment fühlt und versuche dann, die richtigen Worte zu finden, die dem Sportler dann auch helfen. Es gibt aber auch immer wieder Situationen, wo es den Jungs anscheinend zu gut geht und man sie mit deutlichen Worten bremsen muss!
Wer sind die großen Favoriten auf den Sieg bei den Damen und Herren?
Meine großen Favoriten auf den Hawaiisieg in diesem Jahr sind Daniela Ryf bei den Damen und Ivan Rana bei den Herren! Außerdem sehe ich noch Mirinda Carfrae und Rachel Joyce auf dem Podest. Bei den Herren ist es sehr schwierig das Podest zu tippen! Ich hoffe aber, dass am Ende zwei deutsche Athleten auf dem Treppchen landen.
Mit welcher Methodik entgegnest Du der Anspannung im Rennen?
Ich habe da keine besondere Methodik. Eigentlich genieße ich die Anspannung und das Rennen, schließlich haben wir die Arbeit schon monatelang vorher getan!
Worauf freust Du Dich nach dem Rennen am meisten, und wie wird der Saisonabschluß gefeiert?
Abhängig vom Abschneiden wird auch entsprechend gefeiert. Ich hoffe, wir haben nach dem Rennen auch ordentlich Grund dafür. Allerdings fliege ich in diesem Jahr bereits am Sonntag abend zurück nach Deutschland. Am Dienstag geht es dann mit dem Training in Luxemburg weiter!
10 Stichworte – 10 spontane Reaktionen
was fällt Dir spontan zu folgenden Begriffen ein?
Ali’i Drive: Hoffentlich hüpfen wir dort vor Freude.
Palani Road: Danach geht es auf den Highway.
Energy Lab: Entscheidung!
Mumuku: Lüftchen!
Underpants Run: Jedes Jahr lustig.
Mauna Kea: Sonnenaufgang.
Kona Coffee: Ich trink lieber Kakao!
Island Lava Java: Frühstück.
ABC-Store: Müsste ich mal hin.
LuLu’s: Party all night long.
Fotos: Klaus Arendt