Nils Fommhold: Ich weiss nicht, was mich genau erwartet!

Mit 4.060 Punkten qualifizierte sich der Freiburger Nils Frommhold bereits im ersten Draft Ende Juli für die Ironman World Championship in Kona. Nach einem komplizierten Ermüdungsbruch im Schienbein fiel für den 28-Jährigen nicht nur die komplette Saison 2011 aus, auch der Zug in Richtung Olympische Sommerspiele in London war ohne ihn abgefahren. Mit dem Sieg beim Ironman Arizona konnte Ende 2012 sein Umstieg auf die Langdistanz nicht besser beginnen.


Nils, welches Rennen im Rahmen Deiner Qualifikation lässt Dir im Vorfeld auf die World Championship noch einmal das Adrenalin in die Adern schießen?

Ganz klar der Challenge Roth! Für mich war es ein besonderer Augenblick, als Zweiter das Rother Zielstadium zu erreichen. Auch wenn man sich 8 Stunden auf diesen Moment vorbereiten kann, haut es einen emotional richtig weg.

Wie bereitest Du Dich auf die Hitze vor?
Vom Training greife ich eher auf Altbewährtes zurück. Nur weil es sich um Hawaii handelt, probiere ich nicht Neues aus., nur um noch einen „draufzupacken“. Die Inhalte ähneln schon sehr dem Training vor der Challenge Roth oder dem Ironman Südafrika. Neu ist lediglich die spezielle Anpassung an die klimatischen Bedingungen vor Ort. Daher bin ich rechtzeitig vor dem Rennen angereist und habe außerdem meinen letzten Trainingsblock in Florida absolviert. Dort herrschten ähnliche Bedingungen wie in Kona.

Wie sehr belastet Dich der Jetlag und wie viele Tage benötigst Du, bis Du richtig im normalen Tagesablauf bist?
Bisher habe ich mich immer schnell an neue Zeitzonen gewöhnt. Doch 12 Stunden Unterschied waren schon etwas sehr Spezielles. Mehr geht quasi nicht! Ich habe das ganze etwas entzerrt, indem ich aus Florida angereist bin und der Unterschied von sechs Stunden somit nicht so extrem war.

Wohnst Du in einem Appartement/Haus mit Küche und Selbstverpflegung oder im Hotel?
Apartment mit Selbstverpflegung. Dadurch bin zeitlich am flexibelsten und nicht an Essenszeiten gebunden.

 

Ist Dein Trainer mit vor Ort? Welche Bedeutung hat dies für Dich im Vorfeld und im Rennen selbst?
Mein Trainer Wolfram Bott ist sowohl auf Hawaii als auch in der direkten Vorbereitung in Florida mit dabei! Einerseits können wir viele Herausforderungen zusammen besser koordinieren, andererseits fühlt es sich einfach gut an, wenn er in meiner Nähe ist. Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team und wissen, wie der jeweils andere tickt. Im Rennen selbst ist es wertvoll, jemanden dabei zu haben, der das Geschehen von „außen“ verfolgt und im „trouble“ nicht die Nerven verliert. Dazu informiert er mich über die Abstände nach vorne und hinten.

Wirst Du auf Deiner Reise nach Hawaii von Freunden und Deiner Familie begleitet? Welche Rolle nehmen sie dort ein?
Meine Freundin Sarah und meine Familie werden mich tatkräftig unterstützen. Die Menschen um mich zu haben, denen ich am nächsten stehe, gibt mir ein gutes Gefühlt und hoffentlich die extra Portion Motivation.

Wie viele Tage vor dem Rennen hast Du mit dem Tapering begonnen beziehungsweise Die Umfänge und Intensitäten reduziert?
Ziemlich genau mit meiner Anreise nach Kona. Neun Tage vor Race Day!

Wie sehen Deine letzten Schwimm-, Rad- und Laufeinheiten vor dem Wettkampf aus und wann machst Du die?
Zehn Tage vor dem Rennen hatte ich eine letzte harte und wettkampfspezifische Trainingseinheit als Vorbelastung. Diese bestand aus zwei Stunden Radfahren im Renntempo und einem Anschlusslauf von einer Stunde im Wettkampftempo. Einen tag danach stand Erholung und die Anreise nach Kona im Vordergrund.

Wie schätzt Du Deine realistischen Chancen ein?
Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht zu 100 Prozent, was mich genau erwartet. Es ist mein erster Start auf Big Island und bisher kann ich sowohl die Strecke als auch die meisten Mitstreiter nicht so einschätzen, dass ich mich selbst irgendwo einordnen könnte! Fakt ist: Die Vorbereitung war und ist viel zu kräftezerrend und anstrengend, dass ich nach Hawaii gehe, um Erfahrungen zu sammeln oder gar als Tourist hinzufahren. Viel mehr sehe ich 2014 als Startpunkt für meine Aufholjagd in den folgenden Jahren. Daher gilt: Je weiter vorne ich „finishe“, desto weniger muss ich zukünftig aufholen.

Wer sind die großen Favoriten auf den Sieg im Rennen der Herren? Und wie könnte aus Deiner Sicht das Podium bei den Herren und Damen aussehen?
Gute Frage. Spontan fallen mir da Andreas Raelert, Jan Frodeno und Frederik van Lierde ein. Weitere Podiumsaspiranten sind sicherlich Sebastian Kienle, Craig Alexander, Bart Aernouts, Ivan Rana und Eneko Llanos. Bei der Masse an Klasse habe ich bestimmt noch ein paar weitere vergessen. Bei den Frauen bin ich wahrscheinlich nicht der einzige, der Miranda Carfrae ganz vorne sieht.

Worauf wirst Du in der Rennwoche ernährungstechnisch besonders achten?
Eigentlich nichts Besonderes! Wie immer probiere ich, mich ausgewogen und gesund zu ernähren. Zusätzlich werde ich meine Zeit vermehrt in dem einen oder anderen Café verbringen!

Womit verbringst Du in Kona die trainingsfreie Zeit? Wie entspannst Du Dich?
Normalerweise lese ich in der Wettkampfwoche soviel wie in den zwei Monaten davor und danach zusammen. Viel Schlaf und viel Kaffee sind die anderen Hauptbeschäftigungen!

Auf was musstest Du in den letzten Wochen am meisten verzichten?
Verzichten hört sich immer so extrem an. Als leidenschaftlicher „Gummibärchenesser“ probiere ich den Konsum eher zu minimieren. An machen Tage klappt das besser als an anderen.

Worauf freust Du Dich nach dem Rennen am meisten?
Das hört sich komisch an, aber eigentlich ist es der Abstand zum Triathlon. Mittlerweile bin ich seit Juli 2013 durchgängig im „Triathlonbetrieb“. Nach Hawaii bin ich bereit für eine längere Saisonpause mit allen möglichen Lastern.

Und wie verbringst Du diese?
Nach dem Rennen werde ich noch ein paar erholsame Tage auf der Insel anhängen. Danach absolviere ich für vier Wochen ein studienbegleitendes Praktikum in einer Bank. Wie es 2015 sportlich weitergeht, entscheide ich Ende des Jahres. Wenn nichts dazwischen kommt, wird Hawaii auch im kommenden Jahr ein Highlight für mich werden.

10 Stichworte – 10 spontane Reaktionen
Was fällt Dir spontan zu folgenden Begriffen ein?

Ali’i Drive: Einsam und windig.
Palani Road: Hier darf der Schmerz noch nicht anfangen.
Energy Lab: Hier wird´s richtig heiß!
Mumuku: Je nach dem von welcher Seite Freund oder Feind.
Underpants Run: Körperkult.
Mauna Kea: Um oben anzukommen, muss man unten früh losfahren.
Kona Coffee: Soll bekanntlich richtig gut sein.
Island Lava Java: Szene Cafe.
ABC-Store: ?
LuLu’s: After Race Party.

Fotos: Armin Schirmaier | tritime-magazin.de