Manfred Kraft qualifizierte sich beim Ironman Frankfurt zum dritten Mal für die Weltmeisterschaft auf Hawaii. Im Gespräch mit der www.tritime-magazin.de-Redaktion berichtet das frühere Schwergewicht – mit 34 Jahren brachte Manfred Kraft stolze 93 Kilogramm auf die Waage – über das Privileg, in der Bucht von Kona auf den Startschuss zum Rennen des Jahres warten zu dürfen.
Manfred, wenn Du an Deine Qualifikation in Frankfurt zurückdenkst, was lässt Dir im Vorfeld auf die World Championship noch einmal das Adrenalin in die Adern schießen?
Ich war noch nach einem Wettkampf so fertig wie Frankfurt. Obwohl ich alles gegeben hatte, fehlte im Rennen der gewisse Kick. Nach meinem Zieleinlauf wollte ich einfach nur noch nach Hause. Ich war frustriert und total ausgelutscht, selbst die Finishline-Party auf dem Römerberg habe ich sausen lassen. Nachdem ich im vergangenen Jahr wegen zwei Plätze bei der Slotvergabe leer ausging, wollte ich am Montag gar nicht aufstehen, geschweige denn nach Frankfurt zur Awards-Party fahren. Ich war 21. bei zehn Startplätzen. Unmöglich! Letztendlich habe ich es meiner Frau Anja zu verdanken, dass ich dann doch das Wunder von Frankfurt erleben durfte. Eine Kombination aus höherer Macht, Magie, Zauberei oder einfach nur Glück bescherte mir das völlig unerwartete Hawaii-Ticket. Eine für mich gänzlich neue Erfahrung, erst im Nachrückeverfahren den Slot zugeteilt zu bekommen. Diese extra Portion Adrenalin ist mit nichts vergleichbar, viel besser als auf der Ziellinie das Ticket schon in der Tasche zu haben.
Was ist für Dich das Besondere an den World Championship? Was bedeutet für Dich die erneute Teilnahme?
Wer einmal die Magie gespürt hat ,den lässt die Insel nicht mehr los. Ganz egal, wie brutal das Rennen sein mag, ein jeder will hier hin. Es ist der Lohn von den tausenden Trainingskilometern, die man das ganze Jahr über – neben der Arbeit – daheim und in den Trainingscamps gesammelt hat. In dem Moment, wo man auf Big Island landet, nimmt einen die Mystik in seinen Bann und ist stolz zu den Auserwählten Athleten dazuzugehören. Interessanterweise hört man in Kona im Ziel – ganz im gegensatz zu vielen anderen Wettkämpfen – immer das Gleiche: Hier möchte ich wieder hin!
Mit welcher Erwartungshaltung gehst Du in das Rennen?
Ich möchte gerne vor dem Sonnenuntergang die Zielline überqueren.
Wie bereitest Du Dich auf die Hitze vor?
Ich passe meinen Körper immer wieder durch kurze Trainingseinheiten zu verschiedenen Tageszeiten an die hohen Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit an.
Wie sehr belastet Dich der Jetlag?
Auf dem Hinflug brauche ich zwei Tage. Und da wir seit Anfang Oktober vor Ort sind, bin ich bereits im Tagesrhythmus drin.
Hast Du die Reise individuell über das Reisebüro gebucht oder Dich einer Reisegruppe anvertraut?
Solche Wettkampfreisen tätigen wir ausschließlich mit Hannes Hawaii Tours. Sein Team ist im Notfall immer für einen da, und der tritt öfter ein als man denkt.
Wohnst Du in einem Appartement/Haus oder im Hotel?
Gemeinsam mit meiner Frau und einem befreundeten Paar aus unserer Stadt teilen wir uns ein 2-Schlafzimmer-Appartement im See Cliff mit Küche und Selbstverpflegung. Letzteres ist gerade an den Tagen vor dem Wettkampf enorm wichtig.
Welche besonderen Eindrücke sind Dir von Deinen früheren Reisen nach Hawaii in besonderer Erinnerung geblieben? Worauf freust Du Dich am meisten?
Das morgendliche Schwimmen am Pier mit Espresso am Coffee Boat, Delfinen und Schildkröten ist unbezahlbar. Außerdem trägt der lockere Style der Hawaiianer – immer relaxt und höflich perfekt zum Hang Loose-Lifestyle bei.
Was sind Deine absoluten „must do“, die man rund um das Rennen auf jeden Fall unternehmen sollte?
Im Lava Java und Bubba Gump zum Essen gehen, im Kona Brewing zu einer leckeren Pizza ein hawaiisches Bier trinken, so viel zum Thema „es gibt kein Bier auf Hawaii“. Neben essen und trinken hat die Insel natürlich noch viel viel mehr zu bieten: Vulkane, Wasserfälle, schöne Strände und und und. Jedoch sollte man bei allem, was man auf Big Island unternimmt, niemals vergessen, sich bei der Insel zu bedanken, das man als Gast willkommen ist. Die Magie und der Mythos sind auf Hawaii unbeschreiblich stark, und wenn man mit der Insel eins ist, wird die Reise zu einem unvergessenen Aufenthalt.
Womit verbringst Du in Kona die trainingsfreie Zeit? wie entspannst Du Dich?
Im Lava Java, am Pier und am Hotelpool. Sehr häufig jedoch auch auf der Messe, denn dort trifft man immer wieder jemand zum Smalltalk und man kann prima Mitbringsel für die daheim Gebliebenen kaufen.
Welche touristischen Highlights von Big Island wirst Du Dir in diesem Jahr noch anschauen?
Da wir ja schon zweimal vor Ort waren, übernehmen wir für unsere Freunde Katja und Markus den Guide: Hapuna Beach, Akkaka und Rainbow Falls sowie der Vulkan sind bereits fest eingeplant.
Wie viele Tage vor dem Rennen beginnst Du mit dem Tapering bzw. reduzierst Die Umfänge und Intensitäten?
Hier wird wird beim Training nichts mehr gewonnen Ich werde nur noch kurze, knackige Einheiten absolvieren, um die Form zu halten. Am Tag vor dem Rennen werde ich noch einmal kurz zum Schwimmen gehen, mit dem Rad zum Check In radeln und am Abend für den Kopf noch einmal eine Viertelstunde laufen.
Auf was musstest Du in den letzten Wochen vor Deiner Abreise am meisten verzichten?
Auf Freizeit und eine spontane Ernährung! Immer nach Plan trainieren und beim Essen aufpassen nervt halt auch irgendwann. Ich bin froh, dass der Wettkampftag kurz bevor steht.
Worauf freust Du Dich nach dem Rennen am meisten? Essen, trainingsfreie Zeit, Urlaub …
Auf meine Rieslingtorte von unseren Freunden Doris und Werner und einen Bananen Split beim Eiscafe Rialto in Bingen.
10 Stichworte – 10 spontane Reaktionen
was fällt Dir spontan zu folgenden Begriffen ein?
Ali’i Drive: Anschlag Gänsehaut.
Palani Road: Nur in eine Richtung geil: bei Gefälle.
Energy Lab: Beim Rauslaufen der Blick in die Gesichter der Athleten, die das Ding noch vor sich haben. Sehne mich nach Regen.
Mumuku: Hawaii wäre auch schön ohne die Mumuku Winde, wirklich nicht spassig.
Underpants Run: Einfach Spaß haben und und viel gucken!
Mauna Kea: Wird dieses Jahr in Angriff genommen.
Kona Coffee: Nehmen wir mit, so viel wie geht!
Island Lava Java: Plichtprogramm.
ABC-Store: Praktisch.
LuLu’s: Nichts gegen die Finishline Party kurz vor Mitternacht, aber da fliegt die Kuh!
Foto: Armin Schirmaier