Seit mehreren Jahren legen die Triathlon-Profis Sebastian Kienle, Svenja Bazlen, Ricarda Lisk und Andreas Böcherer ihre Trainingsgestaltung in die Hände von Lubos Bilek. Grund genug, den gebürtigen Tschechen und Sportwissenschaftler im Vorfeld der Ironman World Championship zu befragen.
Lubos, wie ist Dein Tagesablauf am kommenden Samstag?
Mein Tag fängt genauso früh an wie für Sebastian. Genauer gesagt um 3.30 Uhr, sodass wir mit entsprechendem Abstand zum Startschuss etwas frühstücken. Danach begleite ich Sebi bis zum Startgelände, lasse ihn aber dort aber meistens in Ruhe. So kann er das machen, was er gewohnt ist. Allerdings halte ich mich für den Fall der Fälle stets in der Nähe auf, falls er etwas benötigt wird oder was auch immer im Hotel vergessen wurde. Nach dem Schwimmen warte ich bei Kilometer zwei auf der Radstrecke und gebe ihm die Abstände durch. Diese muss er hören! Und danach fahre ich gleich mit dem Auto auf die Radstrecke. Beim abschließenden Marathon bin ich mit dem Rad unterwegs.
Und nach dem Zieleinlauf?
Während es für mich etwas zu Essen gibt, stellt sich Sebi den Fragen der Journalisten. Danach fahren wir ins Hotel.
Wie sieht Deine Betreuung für Sebi in den Tagen vor dem 11.10. aus?
Ricarda Lisk und ich haben während der Olympischen Sommerspiele in Peking für letzten Tage vor dem Wettkampf folgendes Konzept erfunden: Lass, ich mach’s! Das bedeutet, dass ich mich um fast alles kümmere: das beginnt mit dem Training und endet beim Einkaufen.
Wie hast Du Sebi auf die klimatische Bedingungen in Kona vorbereitet?
Die Wetterbedingungen sind in diesem Jahr sehr hart. So heiß war es in den vergangenen beiden Jahren nicht. Deshalb sind wir auch sehr froh darüber, bereits knapp fünf Wochen vor dem Rennen angereist zu sein. Wenn man die ersten Tage mit der Gestaltung des Trainings aufpasst, kommt die Akklimatisierung von selbst.
Welche Schlüsse habt Ihr aus den Rennen in Frankfurt und der 70.3-WM in Kanada gewonnen?
Über die beiden Wettkämpfe haben wir selbstverständlich sehr viel gesprochen. Frankfurt war ein super Tag, Mont Tremblant hingegen leider ein sehr schwarzer Tag. Wir hoffen, dass wir aus den beiden Rennen das Beste nehmen und es in Kona umsetzen.
Wie ist Eure Rennstrategie sein? Wie reagiert ihr auf den Rennverlauf?
In der ersten Reihe ist es wie immer: wir werden zuerst auf uns schauen und unser Bestes geben. Sebastian soll sich beim Rennen hauptsächlich auf sich selbst konzentrieren, und ich werde die Konkurrenz und den ganzen Rennverlauf im Auge behalten.
Wie wirst Du während dem Rennen Einfluss auf Deinen Athleten nehmen?
Ich sehe Sebastian dreimal auf der Radstrecke und kann ihm auch auf der Laufstrecke noch Information und Tipps zurufen.
Wie verbringt Sebi die letzten zwei Tage vor dem Rennen?
Die letzten beiden Tage suchen wir hauptsächlich unsere Ruhe. Neben den letzten Trainingseinheiten stehen noch Pressekonferenz, Wettkampfbesprechung und das Einchecken auf dem Programm. Da ist man froh, wenn man die übrige Zeit auf dem Zimmer ist und in Ruhe American Football schauen kann.
Du kennst Deinen Athleten wie kaum ein anderer. An welchen Gesten, Körperspannung, Aussagen erkennst Du was Dein Athlet im Rennverlauf an Ansprache benötigt?
Bis Kilometer 32 beim Marathon erhält Sebi die wichtigsten Infos, wie sich das Rennen (meistens) hinter ihm entwickelt. Aber was dann zwischen uns beiden läuft, kann man nicht publizieren! 😉
Wie ist Dein Tipp für das Profirennen?
Kienle, Frodeno und Van Lierde sowie Hauschildt, Carfrae und Cave.
Und wie feiert Ihr den Saisonabschluß?
Das wissen wir erst am Samstagnachmittag!
Fotos: Ruben Elstner