Katja Konschak: Zufrieden mit einer Top-20-Platzierung

Mit 4.915 Punkten qualifizierte sich Katja Konschak ganz knapp im ersten Draft Ende Juli für die Ironman World Championship in Kona. Nach einer langen Saison mit vielen Starts erfüllte sich der Wunsch der Thüringerin, erneut in Kona an den Start zu gehen.

Katja, welches Rennen im Rahmen Deiner Qualifikation lässt Dir im Vorfeld auf die World Championship noch einmal das Adrenalin in die Adern schießen?
Mein Zieleinlauf beim Ironman UK bringt die große Euphorie zurück. Mit Platz 2 konnte ich mein bestes Ergebnis abliefern und nur 2 Wochen nach einem nicht optimalen Ironman Frankfurt mir doch noch das Ticket für Hawaii sichern. Kein Ironman war bis dahin so verlaufen, wie ich mir das vorgestellt hatte und alles schien gegen Hawaii zu laufen. Wirklich an die Qualifikation hat kaum noch einer geglaubt, aber ich wollte die Saison nicht mit einem „was wäre wenn“ beschließen. Dann hat es ganz knapp gereicht mit Platz 28 und ich war überglücklich.

Wie bereitest Du Dich auf die Hitze vor?
Meine langen Läufe habe ich – ohne Aufnahme von Getränken – bei Sonnenschein nach morgentlichem Nebel absolviert. Das war dann auch warm und schwül. Beim Wettkampf gibt es dann Wasser, Eis und Energie, dass wird dann also „einfacher“ als im Training.

Wie sehr belastet Dich der Jetlag und wie viele Tage benötigst Du, bis Du richtig im normalen Tagesablauf bist?
Nach drei bis vier Tagen ist der Jetlag verdaut, soweit mich meine Kinder nachts schlafen lassen. Im Moment mache ich mir mehr Gedanken um die Kinder als um mich.

Wohnst Du in einem Appartement/Haus mit Küche und Selbstverpflegung oder im Hotel?
Wir wohnen in einem Appartement und verpflegen uns selbst. Dadurch sind wir zeitlich ungebunden und flexibler.

Ist Dein Trainer mit vor Ort?
Ich habe keinen Trainer. Ich gestalte mein Training selbst, lese viel und diskutiere manchmal mit meinem Mann die Gestaltung  meiner Trainingswoche. Da geht es aber eher um die Reihenfolge der Trainingseinheiten als um den eigentlichen Inhalt.

Welche Bedeutung hat dies für Dich im Vorfeld und im Rennen selbst?
Ich bin dadurch nur mir selbst gegenüber verantwortlich und muss mit meinen Fehlern, die ich im Training gemacht habe, leben. Dafür kann ich aber den Erfolg auch ganz für mich verbuchen. Als ich 17 Jahre jung war habe ich meinem neuen Schwimmtrainer gesagt, wie ich auf das Tapern reagiere und wann ich am besten schwimme. Der hat das nur registriert und mich dann doch das allgemeine Programm der Gruppe schwimmen lassen. Beim Hauptwettkampf des Jahres war dann meine Leistung nicht wie erwartet. Das Tapern hatte nicht funktioniert und der Trainer gab es dann auch zu, ich eine andere Vorbereitung brauche. Es wäre für mich inzwischen etwas schwierig auf einen Trainer zu hören, auch wenn ich das zu Beginn meiner Triathlonkarriere natürlich getan habe.

Wirst Du auf Deiner Reise nach Hawaii von Freunden und Deiner Familie begleitet? Welche Rolle nehmen sie dort ein?
Mein Mann, meine Kinder und meine Eltern begleiten mich. Da mein Mann auch startet, sind meine Eltern mit der Kinderbetreuung beschäftigt. Einen Support während des Wettkampfes werde ich daher nicht haben. Unsere Kinder sind unsere größten Fans und die wollen wir natürlich nicht enttäuschen.

Wie viele Tage vor dem Rennen hast Du mit dem Tapering begonnen beziehungsweise Die Umfänge und Intensitäten reduziert?
Das Tapering begann circa drei Wochen vor dem Wettkampf. Die letzten fünf Ironman-Rennen konnte ich aufgrund der Trainings- und Wettkampfstruktur so nicht tapern. Ein dreiwöchiges Tapern habe ich aber vor meinen drei anderen Hawaii-Starts auch gemacht. Also habe ich mich entschieden, zu Altbewährtem zurückzugehen, da die kürzere – zweiwöchige – Anpassung vor Frankfurt nicht ganz gepasst hat.

Wie sehen Deine letzten Schwimm-, Rad- und Laufeinheiten vor dem Wettkampf aus und wann machst Du die?
Am morgigen Sonntag geht es noch einmal auf eine lange Radausfahrt, am Dienstag folgt ein Koppeltraining und ab dann steht nur noch lockere Bewegung an. Schwimmen werden wir sicherlich jeden Tag im Meer.

Wie schätzt Du Deine realistischen Chancen ein?
Ich gehe mit der Startnummer 138 ins Rennen, das bedeutet ich war die letzte Athletinim KonaProRanking, die sich für Hawaii qualifiziert hat. Mit einer Top-20-Platzierung wäre ich sicherlich zufrieden. Das würde meinen 24. Platz aus dem Jahre 2003 verbessern, als ich das erste Mal auf Hawaii gestartet bin. Mir geht es aber in erster Linie um einen für mich guten Wettkampf , mit dem ich zufrieden bin! Für welche Platzierung es dann letztendlich reicht, ist dann eher sekundär. In Verbindung mit den Zeitabständen ist dann eher Motivation für das nächste Wettkampfjahr. 

Wer sind die großen Favoriten auf den Sieg im Rennen der Damen?
Das ist schwierig zu sagen: Sicherlich die letzten beiden Weltmeisterinnen Mirinda Carfrae und Leanda Cave, aber auch die aktuelle 70.3-Weltmeisterin Daniela Ryf. Man muss sehen, wie sich das Rennen entwickelt und mit welchem Rückstand die schnellen Läuferinnen vom Rad steigen. Es gibt inzwischen einfach sehr viele, die schnell unterwegs sind. Da entscheidet wahrscheinlich eher die Psyche als die Physis über den Sieg. Und da sind die Athletinnen, die schon mal gewonnen haben, klar im Vorteil.

Und wie könnte aus Deiner Sicht das Podium bei den Herren und Damen aussehen?
Das ist schwierig, aber ich entscheide mich jetzt mal für Ryf, Carfrae und Joyce bei den Frauen sowie für Frodeno, van Lierde und Llanos bei den Männern. 

Worauf wirst Du in der Rennwoche ernährungstechnisch besonders achten?
Ich achte darauf, dass ich nie Hunger habe und immer ausreichend trinke. Ansonsten versuche ich mich wie zu Hause zu ernähren. Getreu dem Motte „koch es, schäl es oder vergiss es“ gibt es keine Experimente und keine exotischen Speisen. Wir haben nach dem Wettkampf genügend Zeit, die Früchte der Insel zu genießen.

Womit verbringst Du in Kona die trainingsfreie Zeit?
Da die Kinder mit sind, wird da Strand und Sightseeing im Vordergrund stehen. Laetitia wird sicherlich am Dienstag beim Keiki IronKids Swim and Run mitmachen, da werde ich also anfeuern.

Und wie entspannst Du Dich?
Bei Spiel und Spaß mit unseren Kindern! Da kommt die Nervosität frühestens, wenn sie im Bett sind und schlafen.

Auf was musstest Du in den letzten Wochen am meisten verzichten?
Entspannte Nachmittage mit meinen Kindern. Oft habe ich lange trainiert und war dann sehr erschöpft, da habe ich Ausflüge zum Spielplatz gemieden.

Worauf freust Du Dich nach dem Rennen am meisten?
Auf entspannte Urlaubstage mit meiner Familie, statt  Sport, Sonne, Strand, Meer und ganz viel aufregende Landschaft für uns und unsere Kinder.

10 Stichworte – 10 spontane Reaktionen
Was fällt Dir spontan zu folgenden Begriffen ein?

Ali’i Drive: Da liegt unser Hotel und wir laufen im Wettkampf direkt daran vorbei. Ich hoffe meine Kinder dort irgendwo zu sehen.
Palani Road: Wir haben auf unserer Laufstrecke zu Hause den letzten Anstieg ebenso genannt, weil er ähnlich steil und lang ist.
Energy Lab: Vom Wendepunkt dort geht es zum Ziel, da ist es nicht mehr weit.
Mumuku: War das letzte Mal 2004 richtig stark. Damals war ich 6:25 Stunden auf dem Rad unterwegs.
Underpants Run: Werden wir wohl mit unseren Kindern anschauen. Das finden die bestimmt lustig und dann wollen sie bestimmt auch gleich mitmachen.
Mauna Kea: Von dort oben hat man einen super Blick auf die Sterne. Ich habe meinen Eltern empfohlen, dort hoch zu fahren, da mein Vater ein großer Sternefan ist.
Kona Coffee: Ich trinke keinen Kaffee.
Island Lava Java: Hier trifft man alle Triathleten, gehört einfach dazu.
ABC-Store: Wird wohl nicht das einzige Geschäft sein, in dem wir für unsere Kinder Hawaii- Souvenirs einkaufen werden. Ein Surfer-Shirt habe ich meiner Tochter schon vor dem Ironman UK versprochen, falls es mit dem Hawaii-Urlaub klappt.
LuLu’s: Dort findet die AfterRaceParty statt, aber ohne mich, denn ab Sonntag haben meine Eltern frei.

Foto: Anton Lehmkuhl | ICAN Nordhausen Germany und Ingo Kutsche | sportfotografie.biz