Jochen Frech ist nicht nur der Erfolgstrainer von Julia Gajer, sondern auch Buchautor. Das bedeutet, dass er im Oktober neben dem Ironman Hawaii einen weiteren Saisonhöhepunkt hat, die Frankfurter Buchmesse. In unserem persönlichen Gespräch erfuhren wir unter anderem, dass er unmittelbar nach der kurzen „Kona-Nacht“ auf die Buchmesse fahren wird.
Leider kann ich persönlich nicht auf Hawaii sein. Aber ganz bestimmt bin ich um diese Zeit in meinem Arbeitszimmer vor wenigstens zwei Computern und einer großen Kanne Kaffee. Ab Mitternacht läuft dann im Fernsehen zusätzlich die Live-Übertragung auf HR3.
Wie stehst Du in den kommenden Tagen mit Julia in Kontakt?
Dank Skype und eMail können wir uns vor und nach dem Rennen jederzeit auch über den großen Teich kurzschließen.
Welche Schlüsse habt Ihr aus den Rennen in Roth und zuletzt beim Allgäu Triathlon gewonnen?
Der Fokus der vergangenen vierzehn Monate lag darauf, einen der begehrten und schwer zu erreichenden fünfundreißig Profi-Startplätze für das wichtigste Triathlonrennen der Welt zu erkämpfen. Mit dem Sieg im Kraichgau am 17. Juni diesen Jahres hat Julia diesen bedeutenden Meilenstein errungen. Seitdem konzentrieren wir uns auf den Ironman Hawaii. Sowohl die Challenge Roth als auch der Sieg in Immenstadt gaben Anlass, die Trainingsschwerpunkte auf dem Weg nach Kailua-Kona in Teilen nochmals zu überdenken und waren gleichzeitig Bestätigung dafür, dass wir in der Gesamtvorbereitung im vorderen grünen Bereich sind.
Wie hast Du Julia auf die klimatische Bedingungen in Kona vorbereitet?
Wir befinden uns in der Luxussituation, dass Julia bereits viele Rennen unter verschiedensten klimatischen Verhältnissen absolviert hat und immer gut damit zurecht gekommen ist. Natürlich herrschen auf Hawaii ganz besondere Bedingungen. Ich habe mich bei einem Wissenschaftler in der Schweiz kundig gemacht und Tipps bekommen, wie und in welcher Häufigkeit wir den Körper auf die tropische Luftfeuchtigkeit bei gleichzeitig hohen Temperaturen vorbereiten können. Julia reist überdies auch frühzeitig an und hat ausreichend Zeit sich vor Ort an die Bedingungen auf der Inselkette im Pazifik zu gewöhnen.
Wie sieht die Rennstrategie aus? Konzentrierst Du Dich ganz auf Julia oder greifst Du – je nach Rennverlauf – auch von Deutschland aus ein?
Julia reist mit einer handvoll Begleiter nach Hawaii, sodass wir über einen optimalen Support während des Rennens verfügen. Wir haben das auch schön öfter praktiziert, dass ich während des Wettkampfs vom Rechner aus Hintergrundinformationen an die Betreuer liefere oder taktische Hinweise erteilt habe, die die Betreuer vor Ort dann an Julia weitergaben. In erster Linie wird Julia jedoch ihr Rennen bestreiten. Natürlich spielen wir immer wieder auch verschiedene Wettkampfsituationen durch, die ein taktisches Verhalten beziehungsweise Reagieren notwendig erscheinen lassen, was aus unserer Sicht in einem Langdistanzrennen allerdings nur begrenzt Sinn macht. Im Endeffekt gilt das Sprichwort: Zusammengezählt wird am Schluss! – also nach etwas mehr als hundertvierzig Meilen.
Wie entgehst Du selbst der Anspannung im Rennen?
Keine (lacht). Ich denke es gehört einfach dazu, dass man als Trainer und Coach während eines Rennens Blut und Wasser schwitzt. Ich glaube, dass ich zum Arzt gehen würde, wenn ich bei Julias Wettkämpfen seelenruhig am Streckenrand stehen oder am PC sitzen würde.
Wie wird Julia die letzten Tage vor dem Startschuss verbringen?
Bei uns sind die letzten fünf Tage vor einem Rennen quasi ritualisiert. Einfach deshalb, da man sich in dieser Vertrautheit der To-do’s voll und ganz auf das Rennen konzentrieren kann. Vielleicht soviel aus dem Nähkästchen: Wir haben unter anderem eine spezielle Mental-Übung einen Tag vor dem Rennen und kurz vor dem Start, wo wir den Wettkampf für ein paar Minuten komplett ausblenden.
Du kennst Julia wie kaum ein anderer. An welchen Körpersignalen erkennst Du, was sie im Rennverlauf an Ansprache benötigt?
Tatsächlich verrät die Körpersprache eines Athleten eine Menge über das physische Wohlbefinden und den momentanen Gefühlszustand. Kopf, Arm- und Hüfthaltung können Indikatoren hierfür sein. Meine Ansprachen haben indes immer einen Tenor: Stärken stärken und Schwächen schwächen!
Wie ist Dein Tipp für das Profirennen. Wer wird bei den Herren gewinnen und welche Dame siehst Du oben?
Schwierige Frage. Einfacher wäre es vielleicht wenn ich ein paar Namen tippen dürfte, die am Ende unter den Top Ten wären. Was das Siegerpodest angeht würde ich mir auf beiden oberen Plätzen die schwarz-rot-goldene Fahne wünschen.
Und wie wird der Saisonabschluß gefeiert?
Mit einem italienischen sieben Gänge-Menü und ganz viel Sekt. In diesem Jahr möglicherweise sogar Champagner.
Fotos: Privat