Dan Lorang: Jan Frodeno ist ein sehr erfahrener Athlet

Einfühlsam, überlegt, strukturiert, geduldig, feinfühlig, gewissenhaft, stets erreichbar, bescheiden, aufmerksam, motivierend und kommunikativ, jedoch auch sehr fordernd und konsequent sind Eigenschaften, die Dan Lorang umschreiben. www.tritime-magazin.de unterhielt sich mit dem  DTU-Bundestrainer, der auch Jan Frodeno trainiert.

Dan, wo und wie wirst Du den 11.10.2014 ab 18.30 Uhr MEZ verbringen?
Daheim in Deutschland, und wenn eben möglich am Computer beim Verfolgen des Livetickers. Allerdings findet an diesem Wochenende von der Deutschen Triathlon Union der Eröffnungslehrgang mit unseren Kaderathleten statt. Es ist also gut möglich, dass ich mich zum Startschuss noch in dem einen oder anderen Gespräch befinde.

Wie stehst Du in den kommenden Tagen mit Jan in Kontakt?
FaceTime ist aktuell das Mittel der Wahl.

Welche Schlüsse habt Ihr aus den Rennen in Frankfurt und der 70.3-WM in Mont Tremblant gewonnen?
Frankfurt hat gezeigt, dass Jan in der Lage ist, auf hohem Level eine Langdistanz zu bestreiten, und das war bis dahin ja noch eine große Unbekannte. Wenn wir das Pannenpech einmal weglassen, dann haben wir auch verwertbare Daten bekommen, mit welchen Leistungen wir über acht Stunden bei ihm rechnen können. Und vor allem, in welchem Verhältnis das zu seinen Trainingsleistungen steht. Für uns war es nicht überraschend, dass es beim Laufen zu muskulären Problemen kommen kann. Dieses hatten wir daher auch im Vorfeld besprochen und wissen auch, dass hier großes Potenzial liegt, an dem wir kontinuierlich, jedoch nicht im Hauruckverfahren, arbeiten werden. Mont Tremblant hat gezeigt, dass die Form stimmt und wir auf einem guten Weg sind, was die Vorbereitung auf Hawaii angeht. Das Rennen war fast perfekt, Javier Gomez war an diesem Tag einfach besser.

Wie bereitest Du Jan auf die klimatische Bedingungen in Kona vor?
Jan lebt und trainiert in Spanien, insofern ist er Hitze gewohnt. Zusätzlich haben wir uns damit auseinandergesetzt, wie lange er vorher auf Hawaii sein muss, damit die Adaptation passt. Unserer Meinung nach sollte dieser Zeitraum so kurz wie möglich sein. Mal schauen ob unsere Rechnung aufgeht oder noch Potenzial für die kommenden Jahre liegt.

Wie sieht die Rennstrategie aus?
Jan ist ein erfahrener Athlet, der seinen Körper kennt und im Rennen selbstständig agieren kann. Wir stecken im Vorfeld einen groben Rahmen ab, das ist aber auch schon alles. Durch seine Trainingsleistungen und unsere Analysen weiss er, was in etwa möglich ist und stimmt im Wettkampf die Daten/Zeiten mit seinem Körpergefühl ab. Als schneller Schwimmer hoffen wir, dass Jan ganz vorne rauskommen wird und dann das Rennen mitbestimmt, ohne die Geduld zu verlieren.

Konzentrierst Du Dich ganz auf Jan oder greifst Du – je nach Rennverlauf – auch von Deutschland aus ein?
Mit seiner Frau Emma und seinem Manager Felix Rüdiger hat Jan seine engsten Vertrauten  vor Ort, die ich in kritischen Rennsituationen jederzeit anrufen kann. Für den Fall der Fälle bin ich natürlich auch ständig telefonisch erreichbar und könnte gegebenenfalls Informationen an die Betreuer vor Ort weitergeben. Aber wie bereits erwähnt, Jan arbeitet sehr selbstständig und braucht vor allem Motivation an der Strecke und weniger taktische Hinweise. Aufgrund meiner Tätigkeit bei der DTU konnte ich ihn bis jetzt bei keinem seiner Rennen begleiten, sodass wir es gewohnt sind, am Tag vor dem Rennen unsere Arbeit abzuschließen, damit Jan bestens vorbereitet an der Startlinie steht. Natürlich wäre ich sehr gerne dabei, aber momentan haben wir so unseren Weg gefunden.

Wie entgehst Du selbst der Anspannung im Rennen?
Da hilft nicht viel. Ich stehe ständig unter Spannung und gucke jede freie Minute auf den Ticker. Wenn eben möglich ist, ziehe ich mich zurück und schaue alleine die Ereignisse an.

Du kennst Jan wie kaum ein anderer. An welchen Körpersignalen erkennst Du, was Dein Athlet im Rennverlauf an Ansprache benötigt?
Solange Jan beim Laufen stabil und konzentriert wirkt, muss man sich keine Sorgen machen. Das Anfeuern spornt ihn zusätzlich an und lässt ihn eventuell nochmals einen Gang höher schalten. Und wenn es kritisch wird, sieht man ihm das auch an, aber das behalte ich lieber für mich. Außerdem möchte ich das auch gar nicht sehen.

Wie ist Dein Tipp für das Profirennen. Wer wird bei den Herren gewinnen und welche Dame siehst Du oben?
Beim Rennen auf Hawaii sind diese Prognosen wirklich reine Spekulation. Jeder Athlet, den ich nicht nennen würde, täte ich unrecht. Das Feld ist bei den Frauen und Männern extrem stark besetzt und Hawaii hat ja bekanntlich seine eigenen Gesetze.

Und wie wird der Saisonabschluß  gefeiert?
Darüber mache ich mir dann erst Gedanken, wenn es soweit ist. In der Vergangenheit waren jedoch die gemeinsamen Essen beim Italiener mit den Frodenos und meiner Familie  immer sehr entspannend.

tritime-Portrait Dan Lorang (5|2013)

Fotos: Klaus Arendt und Armin Schirmaier