Denkbar knapp qualifizierte sich Andreas Raelert – auch dank der Absagen von Timo Bracht, Dirk Bockel und Cameron Brown – mit 3.610 Punkten für die Ironman World Championship in Kona. Nach einer alles anderen als optimal verlaufenen Saison hat es der Rostocker am 11.10.2014 in der Hand, für einen versöhnlichen Saisonabschluss zu sorgen.
Andreas, mit welchen Gefühlen und Wünschen fliegst du dieses Jahr nach Hawaii?
Ich freue mich sehr auf das Rennen. Nachdem ich vier sehr schöne Jahre auf Hawaii erleben durfte, saß die Enttäuschung im vergangenen Jahr schon sehr tief. Entsprechend groß war meine Motivation von Beginn an, in diesem Jahr erneut in Kailua-Kona am Start zu stehen. Gegenüber dem Vorjahr möchte ich mich deutlich steigern, im Vergleich zu den Jahren davor möchte ich an meine Leistungen anknüpfen.
Welches Rennen im Rahmen Deiner Qualifikation lässt Dir im Vorfeld auf die World Championship noch einmal das Adrenalin in die Adern schießen?
Keines. Angesichts des bevorstehenden Ziels fokussiere ich mich darauf, körperlich und mental in der bestmöglichen Verfassung an den Start gehen zu können. Mein Trainer Wolfram Bott und ich haben die vergangenen Monate analysiert. Nun konzentrieren wir uns auf Kona.
Wie bereitest Du Dich auf die Hitze vor?
Zusammen mit meinem Bruder Michael, Christian Brader, Boris Stein und Nils Frommhold waren wir mit unserem Trainer Wolfram Bott zur gemeinsamen Vorbereitung in Clermont in Florida. Seit ein paar Tagen sind wir hier in Kona.
Wie sehr belastet Dich der Jetlag?
Dadurch, dass wir vom amerikanischen Festland nach Hawaii geflogen sind, ist die Zeitverschiebung weniger extrem als bei einer Anreise aus Deutschland.
Wohnst Du in einem Appartement/Haus mit Küche und Selbstverpflegung oder im Hotel?
In diesem Jahr habe ich mich für ein Zimmer im Hotel entschieden. In den vergangenen Jahren sind Michael und ich immer zusammen gereist und im Appartement wohnten.
Was bedeutet es für Dich, dass Dein Trainer Wolfram Bott mit vor Ort ist?
Ich bin sehr dankbar dafür, dass Wolfram in Kona mit dabei ist. Nachdem WOlfram mich schon beim Ironman Mont-Tremblant begleitet hatte, sind wir nun als Zweier-Team vor Ort. Seine Unterstützung bedeutet mir sowohl im Vorfeld als auch im Rennen sehr viel. Wolfram kennt meinen exakten Trainingsaufbau, meinen Jahresverlauf und kann mich – wie auch seine anderen Athleten – dementsprechend sehr gut betreuen.
Wie viele Tage vor dem Rennen hast Du mit dem Tapering begonnen beziehungsweise Die Umfänge und Intensitäten reduziert?
In Florida waren die Intensitäten noch sehr hoch. Seit dem Ende dieses Trainingsblocks haben wir die Umfänge seit einer Woche deutlich reduziert. Und in der jetzt beginnenden letzten Woche steht die Erholung im Vordergrund.
Wie sehen Deine letzten Schwimm-, Rad- und Laufeinheiten vor dem Wettkampf aus und wann machst Du die?
Beim Schwimmen ist es ein Mix aus Freiwasser-Einheiten auf der Originalstrecke und Einheiten im Pool. Dazu wird es noch ein Wechseltraining geben, ergänzt um Rad- und Laufeinheiten mit individuellen Intensitäten, je nach klimatischer Anpassung.
Wie schätzt Du Deine realistischen Chancen ein?
Nach vier sehr erfolgreichen Jahren und einem sehr enttäuschenden Abschneiden auf Hawaii möchte ich gerne da anknüpfen, wo ich 2012 stehen durfte. Grundsätzlich gehe ich sehr positiv in das Rennen! Ich möchte das Beste geben und ein optimales Resultat erreichen.
Wer sind die großen Favoriten auf den Sieg im Rennen der Herren und wie könnte das Podium aussehen?
Meiner Ansicht nach ist das Starterfeld herausragend und ich denke, dass mehr als ein Dutzend Athleten für das Podium in Frage kommen. Angesichts der vielen herausragenden Namen auf der Startliste sind Prognosen ganz schwierig.
Worauf wirst Du in der Rennwoche ernährungstechnisch besonders achten?
Die Ernährung muss insgesamt ausgewogen sein. Alle Topathleten sind extrem austrainiert, wenn sie nach Hawaii kommen. Entsprechend wichtig ist es, ein gutes Level bei der Ernährung zu halten. Entscheidend ist die Getränkeaufnahme, die Hitze zehrt nicht nur bei allen Trainingseinheiten, sondern auch in den Ruhephasen ungemein.
Was sind deine Ernährungstricks fürs Hitzerennen auf Hawaii?
Die Ernährung im Rennen auf Hawaii ist eine der großen Herausforderungen. Ich versuche, einen optimalen Mix aus den Produkten unseres Partners Powerbar, vielen Getränken und der Zufuhr von ausreichend Salz zu finden.
Womit verbringst Du in Kona die trainingsfreie Zeit? Wie entspannst Du Dich?
Die sprichwörtliche Freizeit in der Rennwoche ist sehr eng bemessen. Da es die wichtigste Woche des Jahres für unseren Sport ist, sind unheimlich viele Termine zu absolvieren. Die Zeit, die abseits dieser Termine und des Trainings bleibt, möchte ich nutzen, um mich richtig auszuruhen und den Kontakt nach Hause zu halten.
Auf was musstest Du in den letzten Wochen am meisten verzichten?
Die vergangenen Monate waren insgesamt turbulent. Es blieb wenig Zeit für die vertrauten Dinge, für Familie und für Dinge abseits des Sports.
Worauf freust Du Dich nach dem Rennen am meisten?
Familienzeit!
10 Stichworte – 10 spontane Reaktionen
Was fällt Dir spontan zu folgenden Begriffen ein?
Ali’i Drive: Häufig zu schnell unterwegs.
Palani Road: Macca.
Energy Lab: Spannend nur für den Betrachter.
Mumuku: Beide Hände am Lenker.
Underpants Run: Noch nie erlebt.
Mauna Kea: Unvergessliche Momente.
Kona Coffee: Starbucks.
Island Lava Java: Coffee Beans.
ABC-Store: Alphabet.
LuLu’s: Erdinger Alkoholfrei.
Fotos: Klaus Arendt und Armin Schirmaier