Am 29. Juni 2014 qualifizierte sich die Koblenzerin Nina Keul beim Ironman Austria zum zweiten Mal für die Weltmeisterschaft auf Hawaii. Dort erreichte sie vor knapp einem Jahr nach 10:29:05 (1:08:00, 5:20:37 und 3:54:23) Stunden als Daylight-Finisherin die Ziellinie aller Ziellinien.
Nina, in Klagenfurt hast Du Dich zum zweiten Mal für die WM auf Hawaii qualifiziert. Wenn Du an das Rennen rund um den Wörthersee zurückdenkst, was lässt Dir im Vorfeld auf die World Championship noch einmal das Adrenalin in die Adern schießen?
Das Gefühl kurz vor dem Startschuss – als ich in der Masse barfuss im Sand stehend zu dem Lied „Prayer in C“ im Neo im Takt wippend auf den Wörthersee schaue – zaubert mir seitdem immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Und natürlich die Erinnerungen an den Zieleinlauf: Nach 10:04:01 Stunden rettete ich in meiner AK 35 den zweiten Platz mit nur 28 Sekunden Vorsprung. Auf den letzten sechs Kilometern spürte ich meine Verfolgerin im Nacken. Der Abstand betrug knappe 500 Meter und die Anzahl der Slots war noch unbekannt.
Was ist das Besondere an den World Championship? Was bedeutet für Dich die erneute Teilnahme?
Sie bedeutet für mich ähnlich viel wie meine Premiere im vergangenen Jahr. Ich sehe es als ein besonderes Privileg an, ein zweites Mal auf die Insel zu DÜRFEN. Manch einer rennt diesem Traum jahrelang hinterher, und ich darf ihn (er)leben. Als Age-Grouper kann man – abgesehen von der Platzierung – nicht mehr erreichen, als eine Teilnahme an der WM. Hawaii hat einen ganz besonderen Reiz und den soll die Insel und die WM behalten. Es darf nicht zur „Normalität“ werden, dort zu starten. Deshalb wird es für mich voraussichtlich auch dort die letzte Teilnahme sein.
Mit welcher Erwartungshaltung gehst Du in das Rennen?
Ich würde gerne meine Platzierung sowie die Marathonleistung verbessern. Im letzten Jahr bin ich gefühlt sehr oft über den Highway „spaziert“, das möchte ich in diesem Jahr sehr gerne vermeiden. Ob ich meine Zeit von 10:29 Stunden unterbieten kann, wird gewiss von den Bedingungen am Renntag abhängen, aber ich denke, sich auf Hawaii eine Zielzeit zu setzen, ist sicherlich der falsche Weg. Ich bin gespannt, wie sich die neue Regelung der Startgruppen auf die Zeiten auswirken wird, mir als gute Radfahrerin dürfte sie jedenfalls in die Karten spielen!
Wie bereitest Du Dich auf die Hitze vor?
Zum Glück komme ich mit Hitze wesentlich besser zurecht als mit Kälte. Nach dem Schwimmen werde ich versuchen mit den Idenixx-Pulskühlern meine Körpertemperatur nach unten zu regulieren. Ansonsten habe ich keine Möglichkeit, mich großartig darauf vorzubereiten. Ein weiteres Trainingslager im Ausland nicht mehr drin, da meine Urlaubstage irgendwann an ihre Grenzen stoßen.
Wie sehr belastet Dich der Jetlag und wie viele Tage benötigst Du, bis Du richtig im normalen Tagesablauf bist?
Die lange Reise und die Zeitverschiebung schlauchen schon ziemlich. Im letzten Jahr habe ich nach fünf Tagen die erste Nacht durchgeschlafen. Es dauert schon mindestens eine Woche, bis man sich annähernd akklimatisiert hat.
Wann bist Du angereist? (wann reist Du an?)
Wie im vergangenen Jahr werde ich auch diesmal 10 Tage vor dem Rennen anreisen.
Hast Du die Reise individuell über das Reisebüro gebucht oder Dich einer Reisegruppe anvertraut?
Die Reiseplanung habe ich erneut vertrauensvoll in die Hände von Peter Sauerland gegeben. Neben dem intensiven Training und einer 40-Stunden-Woche im Schichtdienst will ich mich nicht mit der Planung von Flügen, Anschlussflügen und Unterkünften zusätzlich belasten.
Wohnst Du in einem Appartement/Haus mit Küche und Selbstverpflegung oder im Hotel?
Auch hier bleibe ich bei Altbewährtem und werde in einem Appartement des Surf & Raqcuet Clubs am Ende des Ali’i Drives wohnen. Hier sind wir Selbstverpfleger, und wenn es dann nicht schmeckt, sind wir selbst Schuld.
Wirst Du auf Deiner Reise nach Hawaii von Freunden und Deiner Familie begleitet? Welche Rolle nehmen sie dort ein?
Mein Mann begleitet mich. 2010 war er selbst als aktiver Athlet dabei und ich habe ihn damals unterstützt, heute ist es umgekehrt. Seine Anwesenheit und Unterstützung bedeutet mir viel, er weiß, welche Worte mich kurz vor dem Rennen pushen oder aber mich nötigenfalls auch beruhigen. Zudem ist er der weltbeste Radmechaniker, sodass ich mir um mein Canyon Speedmax CF keinerlei Gedanken machen muss. Bei ihm bin ich mir absolut sicher, dass es in einem Topzustand ist, wenn ich an den Start gehe, und dass ist ein sehr beruhigendes Gefühl!
Welche besonderen Eindrücke sind Dir von Deinen früheren Reisen nach Hawaii in besonderer Erinnerung geblieben?
Am meisten freue ich mich darauf, wenn ich merke, dass das Hang Loose-Feeling bei mir angekommen ist und der deutsche Stress abfällt. 10 Tage vor dem Rennen deutet auch irgendwie noch nicht soviel auf das große Event hin. Eine Woche vorher aber wächst es von Tag zu Tag, immer mehr Stände werden aufgebaut, immer mehr Athleten reisen an, und so wächst auch von Tag zu Tag das Gefühl im Bauch, dass am 11.10. etwas ganz Großes stattfinden wird. Dort mitzuwachsen ist ein tolles Gefühl.
Im letzten Jahr durfte ich mit Terrenzo Bozzone an einem Fotoshooting für unseren Sponsor 2XU mitwirken. Das hat sehr viel Spaß gemacht und war für mich auch ein einmaliges Erlebnis, welches mir keiner mehr nehmen kann. Nicht zuletzt hat sich natürlich der Renntag im Gedächtnis eingebrannt: Das Warten im Pazifik auf den Kanonenschlag, die Ewigkeit des Highways und nicht zuletzt natürlich der Zieleinlauf.
Was sind Deine absoluten „must do“, die ein Athlet und/oder Besucher rund um das Rennen auf jeden Fall unternehmen sollte?
Die Insel mit einem Auto zu umrunden lohnt sich auf jeden Fall. Big Island bietet nahezu alle Vegetationszonen und das teilweise in einem unvorstellbar kurzen Abstand. Das hat mich bei meinem ersten Besuch besonders fasziniert. Abseits vom Highway finden sich tolle Strände, die Coffee-Farm lädt zu Kostproben ein, den Sonnenaufgang auf dem Mauna Kea zu bestaunen … es gibt unzählige tolle Sehenswürdigkeiten. Für mich hat der Pu´unonua o Honaunau Park eine ganz besondere Atmosphäre.
Welche touristischen Highlights von Big Island wirst Du Dir vor/nach dem Rennen anschauen?
Ich werde die Insel in diesem Jahr nicht verlassen ohne zum Sonnenaufgang auf dem Mauna Kea gewesen zu sein. Dies haben wir uns die letzten beiden Male schon vorgenommen und dann doch nicht gemacht. Nach dem Rennen hüpfen wir dann noch nach Maui und Kauai.
Und womit verbringst Du in Kona die trainingsfreie Zeit? wie entspannst Du Dich?
Unser Appartement ist unmittelbar am Meer und an den Klippen gelegen. Hier kann ich einfach mal die Ruhe auf mich wirken lassen, ohne irgendwas zu „müssen“. Das entspannt mich schon sehr, so etwas kenne ich von zuhause nicht. Oder aber ich fahre an einen der schönen Strände oder trinke auch gern einfach mal einen Kaffee am Pier. Im Pu´unonua o Honaunau Park lege ich mich ein paar Tage vor dem Rennen auch einfach mal auf die heißen Steine am Meer und sauge die Atmosphäre in mich auf.
Wie viele Tage vor dem Rennen hast Du mit dem Tapering begonnen beziehungsweise Die Umfänge und Intensitäten reduziert?
Zehn bis vierzehn Tage.
Wann absolvierst Du Deine letzten Schwimm-, Rad- und Laufeinheiten vor dem Wettkampf?
Schwimmen gehe ich nahezu jeden morgen auf der Wettkampfstrecke, letztmalig dann donnerstags. Am Freitag werde ich noch eine Stunde mit ein paar intensiven Antritten radeln und anschließend 20 Minuten laufen.
Auf was musstest Du in den letzten Wochen am meisten verzichten?
Schokolade und Kuchen, glücklicherweise esse ich auch liebend gern Salat und gesunde Kost. Aber mein Laster ist Schokolade.
Worauf freust Du Dich nach dem Rennen am meisten?
Auf eine Zeit mit mehr Flexibilität, einfach mal in den Tag hineinzuleben ohne dass jede Minute durchgeplant ist. Mein Kopf braucht dann einfach mal eine Pause. Und vor allem auf mehr Zeit mit Freunden und Familie. Aber zunächst freue ich mich auf einen Cocktail am Strand von Maui.
10 Stichworte – 10 spontane Reaktionen
Was fällt Dir spontan zu folgenden Begriffen ein?
Ali’i Drive: DER Catwalk in Kona.
Palani Road: Tut sowohl beim Hoch- als auch beim Runterlaufen weh.
Energy Lab: Daran habe ich zum Glück keine schlechten Erinnerungen.
Mumuku: Sind unberechenbar und erfordern die gesamte Konzentration.
Underpants Run: Sehr lustig anzusehen.
Mauna Kea: Mein “must do” in diesem Jahr!
Kona Coffee: Gibt´s for free am Kaffee-Schiff.
Island Lava Java: Wer in diesem Kult-Café frühstücken möchte, braucht Geduld oder muss lange anstehen .
ABC-Store: Kältekammer.
LuLu’s: Paaartyyyy.