AK-Athlet Ludovic Lemaire: Halte deine Träume fest!

Alles, nur nicht den großen Traum vom Ironman Hawaii loslassen: Lange hatte Ludovic Lemaire vergeblich versucht, sich für Hawaii zu qualifizieren. Muskelkrämpfe am ganzen Körper machten seinen Traum immer wieder zunichte. 2014 steht er in Kona an der Startlinie. Wie dies möglich wurde, könnt im folgenden Artikel lesen.

Einen Traum zu haben, ist wunderschön. Denn Menschen ohne Träume und damit Ziele, sind statistisch gesehen weniger gesund. Viele Menschen haben Träume, aber oft sind es die Lebensumstände, die uns aufhalten, diesen Traum zu leben und zu verwirklichen. Nicht alle Träume, vor allen Dingen die großen, lassen sich aus verschiedenen Gründen direkt in die Tat umsetzten. Wer dennoch an seinen Träumen festhält und sie zur Lebensaufgabe macht, kommt manchmal auf merkwürdig präzise Art zum Ziel. Gerade wenn es wie in dieser Geschichte, um körperlicher und mentale Kraft und Ausdauer geht.

Der Traum von Hawaii
Fangen wir von vorne an, zu erzählen. Ludo begann zu träumen, als er mit 18 im Fernsehen den Bericht von den Ironman Weltmeisterschaften auf Hawaii gesehen hatte. Für ihn stand ab diesem Moment fest, er will nach Hawaii. Daher wurde er gleich Mitglied in einem Triathlonclub, in dem es von Profis nur so wimmelte und hoffte, dass ein bisschen Triathlonglanz auf ihn abfärben würde. Er abonnierte die Zeitschrift Triathlete aus den USA und fragte sich mit Trainingsempfehlungen durch. Auch wenn er im Training, 10 x 1000 Meter in 3.30 Minuten als Toptrainingseinheit absolvieren konnte, war die Umsetzung im Wettkampf nicht möglich. Es kamen viele Fehlschläge hinzu. Ludo erzählt: „Ich machte entsetzliche Erfahrungen wie an der Ziellinie beim New York Marathon, wo ich mit dem Titanic Syndrom mit kontraproduktiven Sauerstoff versorgt wurde und einen Gesamtkörperkrampf bekam. Daraufhin ging es für mich mit Blaulicht ins Krankenhaus. Der Sauerstoff verband sich mit dem letzten bisschen verfügbaren Kalzium im Körper und löste diesen Zustand aus.

Frischer Wind
Ludo wollte aber nicht so schnell aufgeben, denn er lebte und liebte Triathlon. Auch wenn er weit von einer Qualifikation entfernt war, gefiel ihm die Szene und seine Heros: Die Eisenmänner. Er betrieb den Sport mit Freunden und mit viel Spass. Der Glauben an sich selbst und die Qualifikation für Hawaii waren desweilen auf der Strecke geblieben. 15 Jahre später in einem Trainingslager auf Lanzarote lernte er die Profiathletin, seine spätere Frau, Imke kennen. Inspiriert von ihrer Power, kam der Gedanken an die Hawaii-Quali wieder auf. Schnell profitierte er von ihrem Know-how. Trotz hoher und immer höher werdender Arbeitsbelastung, mit vielen Geschäftsreisen, wurden seine Leistungen im Wettkampf immer besser. Dennoch waren die alten Probleme von Krämpfen sein ständiger Begleiter.

Große Hürde
Die Hawaii-Quali zu ergattern wurde mit den Jahren aber alles andere als leichter. Die Teilnehmerzahlen wuchsen und das Leistungsniveau stieg, so dass eine Qualifikation für die Weltmeisterschaften nur noch mit Höchstleistungen und hohem Trainingsaufwand zu schaffen sein sollte. Hinzu kam eine hohe Belastung im Job. Aber es war nicht nur das Training und die Arbeit, die viel Zeit in Anspruch nahmen. Das Titanik Syndrom, war immer noch nicht gelöst und niemand wusste, was es genau war bzw. was die Ursachen dafür waren. Außerdem gingen damit Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Kraftmangel einher und es wurde für Ludo nicht einfacher, an das Ticket nach Hawaii zu glauben.

Tu es oder tu es nicht, aber höre auf es auzuprobier
Der große Wunsch, nach Hawaii zu Reisen, machte Ludo offen für Experimente. Er war bereit sein Leben und seine Gewohnheiten zu ändern.  Außerdem glaubte er an die Ratschläge von Imke, die im sportlich deutlich überlegen war. Die erste Runde und damit einer der wichtigsten Bausteine war die Umstellung auf glutenfreie Kost. Das setzte beim ihm so viel Energie frei, dass er gleich nach zehn Tagen in den Top Ten bei der Triathlon Kurzdistanz in Lanzarote landete. Die Ernährung wurde immer komplexer und enzymreicher und die Symptome des Titanik Syndroms schwächten sich in Kombination mit der richtiger Atemstechnik ab. Aber Ludo landete immer wieder bei seinen Wettkämpfen im Sanizelt. Generell waren die Ärzte ratlos – nur Dr. Klaus Pöttgenaus Frankfurt kam der Sache auf die Spur:  Kalzium Assimilationsstörung lautete seine Diagnose. Damit konnte man endlich arbeiten.
Imke machte sich mit Ludo daran, dieses Problem mit einer ausgetüftelten veganen Ernährung mit Rohkostanteilen und glutenfreiem Vollkornbrot mit Sauerteig zu verbessern. Die zunehmende Kraft bei Ludo und die Resistenz gegen Krankheiten und Verletzungen gaben ihr Recht. Auch die Regeneration wurde so merklich beschleunigt. Für 2013 hatte sich das Paar, das mittlerweile eine Familie mit einem Sohn geworden war, einen neuen Plan ausgedacht: Ludovic hatte sich Cristoph Bastie (mehrfacher Ironman Profichampion) zum Trainer genommen und auch fermentierte Nahrungsmittel spielten eine immer größere Rolle in Ludos Ernärhungsstrategie.

Durchgestartet
Ludovic hatte sich kurz vor seinem 40sten Geburtstag für das Hawaii-Qualifikationsrennen in Wisconsin angemeldet, der dafür bekannt ist, dass er durch seine schwere Radstrecke viel von den Athleten abfordert. Das Ernährungskonzept hatte Ludo die Power gebracht, die er brauchte, um den Strapazen der Distanz standzuhalten. Er stieg als erster in seiner Altersklasse vom Rad. Dort fühlte er sich auch noch auf den letzten 50 Kilometern fit und konnte den Pulsschlag hochhalten. Ganz in Ruhe begann er den Marathon. Ein langsames Tempo auf den ersten 10 Kilometern zu wählen, hatten ihm sowohl der Trainer als auch Imke fest eingebläut.  Ludo hielt sich daran, auch wenn es ihm schwer viel, da ihn andere Athleten überholten. An diesem Tag war Imke per SMS mit seinem Homestay Vater Ed verbunden, während sie tausende von Kilometern entfernt am Lifeticker Ludos Position checkte. 10 Kilometer vor dem Ziel versendete Imke an Ed: „Jetzt muss er laufen!“ Und Ed übermittelte an Ludo auf der Strecke: „Did Deep! Man, it´s time!“

Endlich am Ziel
So oft hatte Ludo nach den Ursachen von Kraftmangel und wiederkehrenden Ganzkörperkrämpfen während der Wettkämpfe gesucht. An diesem Tag sollte er für sich selber Geschichte schreiben und die Vergangenheit auch mental hinter sich lassen. Mit  9.51 Stunden lief er auf Rang vier in seiner Altersklasse und Gesamtrang 26 über die Ziellinie. Es war vollbracht! Das Ticket für Hawaii 2014 war in der Tasche.

Text: Imke Schiersch
Fotos: privat