Rookie Jan: Endlich Schwimmer

Hallo Freunde des gepflegten Triathlon-Sports. Mein letzter Blog ist schon etwas länger her, aber ich lebe noch. Mir geht es gut und ich kann einen schwimmtechnischen Erfolg vermelden. Ich durfte beim Ironman 70.3 in Wiesbaden als Staffel-Schwimmer einspringen und hatte endlich das erhoffte Aha-Erlebnis. Warum, wieso, weshalb könnt ihr wie immer in meinem Blog lesen.

 

Nachdem mein letzter Wettkampf in Ingolstadt (siehe letzter Blog) nicht ganz so prima lief, hatte ich mir noch Heilbronn als Olympische Distanz vorgenommen, um weiter am Ball zu bleiben. Leider verhagelte mir eine
ordentliche  Sommergrippe mit Schüttelfrost und allem was dazu gehört den
geplanten Start und zwang mich zum Zuschauen. Ein sehr schöner Wettkampf,
obwohl mir die Schwimmstrecke im Neckar samt Strömung alleine beim
Anschauen ziemlich Respekt eingeflößt hat.

Aber irgendwann muss der Knoten beim Schwimmen doch auch bei mir platzen,
dachte ich mir und gab nicht auf, fleißig in diversen Frei- und
Hallenbädern zu trainieren. Als dann der Anruf eines Bekannten eintraf und
er einen Schwimmer für eine Staffel beim 70.3 Ironman in Wiesbaden suchte,
zögerte ich keine Sekunde und sagte entspannt zu – es waren ja schließlich
noch fast sechs Wochen Zeit zum Trainieren.

Zwischendurch gab es noch ein lustiges Event von meiner Firma in Ebenweiler – der sogenannte Ironmanli – bei dem am Samstag in der Staffel und sonntags
einzeln gestartet wurde. Am Samstag habe ich mich noch erfolgreich vor dem
Schwimmen gedrückt, um am Sonntag beim Sprint die 750 Meter lange
Schwimmstrecke leider mal wieder nicht sehr bravorös zu bewältigen. Ich bin
wahrscheinlich – wie schon so häufig – zu schnell angegangen, um nach der
Wendeboje mal wieder ein bisschen Panik zu bekommen. Nach ein paar
Brustzügen und ein paar Zügen auf dem Rücken war ich aber wieder
einigermaßen Herr der Lage. Die Algen und Schlingpflanzen in dem kleinen
Weiher trugen allerdings weiter ihren Teil zu meinem Unwohlsein bei und
nach 14 Minuten und ein paar Zerquetschten war ich glücklicherweise endlich
wieder an Land. Das restliche Rennen lief ganz gut, obwohl mir der schnelle
Staffellauf vom Vortag noch ganz schön in den Beinen steckte.

Mein Fazit zum kleinen Firmenevent: Die Angst vorm Schwimmen war leider
nach wie vor vorhanden und die große Frage lautet immer noch, „warum krieg
ich die Schwimmerei einfach nicht auf die Reihe?!“  und „wieso um
Himmelswillen, habe ich eigentlich für Wiesbaden zugesagt?!“

Da aber nach Ebenweiler  bis Wiesbaden kein weiterer Wettkampf auf dem Plan
stand, hab ich mich verstärkt ums Schwimmen gekümmert und bin drei Mal pro
Woche brav ins Wasser gehüpft. Mal standen Technikeinheiten, mal lange
Strecken (auch mal 2000 Meter für nen guten Zweck beim 12-Stunden-Schwimmen
in Pforzheim) auf dem Programm und einmal pro Woche ging’s im Verein zum
Paddeln mit „Coaching“.

Übung mach den Meister
Ich kann auch jedem „Nichtschwimmer“ nur empfehlen, so oft es geht, in
einem See das Freiwasserschwimmen zu trainieren. Schwimmen im See ist
einfach komplett anders, als in einem Becken seine Bahnen zu ziehen.
Tatsache ist, man braucht eben einige Einheiten, um den Rhythmus aus
Armzügen, Atmung und Gucken, wo man hinschwimmt, zu verinnerlichen.

Blocktraining als Wunderwaffe
Zwei Wochen vor dem 70.3 Ironman gab´s den Tipp vom Coach,  dass auch mal
Schwimmblöcke Sinn machen. Also, zum Beispiel drei Tage in Folge
Schwimmtraining einplanen. Am ersten Tag eher kürzere und schnellere
Geschichten wie 50er- und/oder 100er Serien. Am zweiten Tag 400er, 500er
oder mal eine Pyramide und am dritten Tag ne lange Einheit ohne Pausen. Den
Rat hab ich natürlich befolgt. Mal lief es super, Mal weniger gut – die
Tagesform ist derzeit noch oft entscheidend bei mir. Mein Vorteil war, ich
hab mich komischer Weiser nicht verrückt machen lassen und alle Einheiten
mit Anstand durchgezogen. Und tatsächlich wurde mein Schwimmgefühl immer
besser.
Die letzte Einheit bestand am Donnerstag vor dem  Wettkampf aus 200 Metern
Einschwimmen, 5 x 100 gesplittet in 25 schnell/ 25 langsam im Wechsel,
gefolgt von zwei 500er Blöcken mit einer schnellen und einer langsameren
Bahn im Wechsel – danach Ausschwimmen. Die Einheit fühlte sich sehr gut an
und mein Kopf sagte, der Raceday kann kommen.

Am Samstag stand erst einmal die Anreise nach Wiesbaden und das Briefing
für unsere Staffel auf dem Programm. Hier hat es sich der Moderator nicht
nehmen lassen, allen Teilnehmern noch mal ordentlich Respekt vor der harten
Radstrecke und dem anspruchsvollen Laufkurs einzuflössen. Genau in diesem
Moment hatte ich zum ersten Mal den Gedanken, „hey, ich hab hier den
einfachsten Job!“ Danach folgte weiterer Balsam für meine Seele:
Neoprenanzüge sollten tatsächlich erlaubt sein. Mit dieser Information, war
meine gute Laune kaum noch zu bremsen und der Tag gerettet.
Nach dem Briefing ging es mit meinen extrem nervösen Teamkameraden noch
kurz zum besagten See, um mir das Becken des Grauens samt Schwimmstrecke
noch genau anzugucken. Ich war allerdings positiv überrascht, sah gar nicht
so schlimm aus und so kam ich ganz unverhofft in die Rolle, alle anderen zu
beruhigen und Vertrauen zu schüren. Auch mal ganz lustig!

Raceday! Unser Team wollte sich schon um sieben Uhr „nachts“ am See
treffen, um die Atmosphäre zu schnuppern und den Pros beim Starten zu
zusehen – das war mir nach der Kälteerfahrung in Ingolstadt aber definitiv
zu früh. Gegen 8 Uhr schlug ich am See auf und sah die Pros gerade noch aus
dem Wasser rennen und durch die Tiefsand-Wechselzone laufen. Selbst wurde
ich von Sekunde zu Sekunde merklich nervöser und das Spektakel aus lauter
Musik, Moderation und 3.000 umherwuselnder Teilnehmern ließ mich wieder
kurz zweifeln, warum ich diesen Käse hier überhaupt mache. Aber nach der
gefühlten zehnten Aufforderung meiner Kollegen, ich solle doch endlich den
Neo anziehen, hab ich das 20 Minuten vor dem Start auch gemacht. Ich war
ziemlich angespannt, konnte meinen Puls am Halsauschnitt vom Neo spüren und
alle anderen vermutlich auch sehen.

Mein erster Wasserstart
Die Altersgruppenblöcke wurden im Zehn-Minuten-Takt zum Schwimmstart
geschleust und dann war ich auch schon an der Reihe – im letzten Block an
diesem Tag. Einen Wasserstart hatte ich bisher noch nie. Finde ich aber
ganz gut. Vor allem, weil man vorher zur Startlinie schwimmt und schon mal
die Gelegenheit hat, sich etwas einzuschwimmen und das Starterfeld sortiert
sich schon mal. Natürlich habe ich mir wieder ne Startposition weit weg von
der ersten Boje und von der Meute gesucht, um nicht unnötig ins Gedränge zu
geraten und mich auf den Startschuss konzentriert. Der Puls war unten, die
Gedanken sortiert und als der Startschuss fiel, kam ich super in meinen
„immer-mit-der-Ruhe-Rhythmus“, den ich mir fest vorgenommen hatte. Die
erste Boje war schnell erreicht und ich dachte mir: „so kann es weiter
gehen“… nach 800 Metern war ein kurzer Landgang angesagt, was für meinen
Kopf auch sehr hilfreich war (kleine Pause auf der Hälfte!). Der Landgang
war allerdings auf Sand, sprich ganz schön anstrengend. Danach musste ich
erst mal wieder meinen Rhythmus finden, was gar nicht so einfach war. Es
lief aber weiterhin super und ich hab sogar Schwimmer aus der vorherigen
Startgruppe überholt. Ein wohlig tolles Gefühl machte sich breit – im
lockeren Tempo mit dreier Atmung auch noch Leute überholen. Yeaaha, wie
geil ist das denn! Nach der letzten Boje mit 90°-Linksknick Richtung Ziel,
habe ich sogar das Tempo erhöht und mich fast am eigenen Grinsen
verschluckt – verdammt ich schwimme! Und das ganz ohne Panik und Pausen!
Was ein tolles Gefühl!
Am Ausstieg gab´s zwar noch gratis nen Krampf im Oberschenkel, aber den
konnte ich zum Glück im Sand rauslaufen.

Bin schon da …
Nach 500 Metern schnellen Schrittes durch die Wechselzone, habe ich schon
in die großen Augen unseres Radlers geguckt, der mich noch gar nicht
erwartet hatte. Etwas später erfuhr ich auch meine Zeit für die 1,9 km – 32:47 standen auf
der Uhr. Jippiiieeehhh – Endlich Schwimmer!
Unser Staffelteam lief nach 5:44 Std überglücklich ins Ziel ein und jeder
war mächtig stolz auf die eigene und auf die vollbrachte Leistungen der
Kollegen.
Jetzt freu ich mich auf die nächsten Wettkämpfe: Ich denke und hoffe, dass
der Knoten bei mir in Sachen Schwimmen-ohne-Panik und auch noch in einem
zügigen Tempo endlich geplatzt ist. Ich glaube, die Idee mit dem Schwimmen
in einer Staffel über 1,9 km, war nicht die schlechteste für mich, jetzt
passt der Kopf auch zum Körper! 🙂

Und was ist die Moral von der Geschichte: Nie aufgeben, immer weiter machen
und dran glauben, dann wird´s selbst was mit der ungeliebten Schwimmerei.
Cheers, euer Jan

Fotos: privat
Text: Jan Bartols