Der Pulsuhrenhersteller Polar brachte Anfang Juni sein neuestes Spitzenmodell auf den Markt: den speziell für Triathleten konzipierten V800. Der Trainingscomputer mit integriertem GPS-Sensor soll der perfekte Partner für ein strukturiertes Training inklusive Datenauswertung sein, inklusive neuem Flow Web Service und Flow App.
Die tritime-Redaktion unterzieht die Sportuhr seit einigen Wochen einem ausgiebigen Test und weiß, wie die Uhr tickt.
Die Begrüßung der V800 fiel zunächst etwas ernüchternd aus, denn nach der Eingabe meiner persönlichen Daten musste ich auf dem Display ein erbarmungsloses Wort lesen: „untrainiert“! Okay, vielen Dank, aber dieses fiese Wort war Motiv genug, mit meinem Training durchzustarten. Die zweite Ernüchterung folgte prompt. Nach der ersten lockeren Laufeinheit behauptete mein neuer Trainingpartner doch glatt, dass die letzte Stunde fordernd gewesen wäre, und ich möge nun genügend Erholungszeit, sprich 54 Stunden Trainingspause, einplanen. Ich gebe zu, ich war sicherlich schon mal fitter, aber so schlecht fühlte ich mich auch wieder nicht. Einen Vorteil hatten diese „Ansagen“ aber auf jeden Fall: Mein Interesse, die Uhr auf Leib und Nieren zu testen, war geweckt.
Triathlon-Funktionen
Für Triathleten ist auf jeden Fall interessant, dass die nur 79 Gramm schwere V800 nicht nur beim Schwimmen die Herzfrequenz misst, sondern auch im Wettkampf mit nur einem Tastendruck oder Tap aufs Display alle Split- und Wechselzeiten stoppen kann. Die GPS-Funktion zeichnet die Strecke auf, der barometrische Drucksensor dokumentiert die Höhe, und nach dem Training/ Wettkampf können alle Disziplinen am Rechner analysiert und nacherlebt werden. Wirklich einzigartig wird die V800 durch einen integrierten sogenannten Activity Tracker. Diese Funktion ist 24 Stunden am Tag aktiv und misst die allgemeine Bewegung sowie Ruhe- und Schlafphasen. All diese Daten liefern einen wichtigen Input für die Regeneration, denn die V800 empfiehlt dem Athleten eine individuelle Erholungszeit, die insbesondere für Rookies sehr hilfreich ist und den erfahrenen Sportlern zumindest eine Orientierungshilfe gibt. Damit kennt die V800 den Sportler beim Training mittels der Herzfrequenz, aber auch in der Zeit abseits des Trainings. Und das ist wichtig, wenn man wissen möchte, wann man wieder ausreichend erholt ist, um die nächste Einheit zu starten. Je mehr Daten die Uhr von einem erfasst hat, umso präziser werden die Trainingstipps. Uhr und Sportler müssen sich sozusagen erst richtig kennenlernen.
Die Sportuhr verfügt zudem über nützliche Zusatzfunktionen, wie zum Beispiel den Running Index: Dieser liefert über die aufgezeichnete Herzfrequenz und das Tempo Informationen zur aeroben Fitness und Laufökonomie. Darüber hinaus hilft der orthostatische Test durch die langfristige Aufzeichnung der Bewegungsabläufe und Erholungsphasen, ein Übertraining zu vermeiden. Aber auch der bekannte Fitness-Test (OwnIndex) steht zur Verfügung, bei dem die aerobe Leistungsfähigkeit auf Basis der Herzvariabilität festgelegt wird. Der Akku reicht übrigens für bis zu 14 Stunden im vollen Trainingsmodus, 50 Stunden im GPS-Energiesparmodus oder 30 Tage im Uhrzeit-Modus mit Aktivitätsmessung.
Auswertung
Detaillierte Analysemöglichkeiten erfolgen für PC- und MAC-User via Polar Flow Webservice und mobiler App Polar Flow. Die App verbindet sich per Smartphone und Bluetooth mit der Uhr. Beim Rechner läuft die Synchronisierung über ein USB-Kabel. Die Weiterentwicklung der Software ist ein fortwährender Prozess. Im Verlauf des Jahres sollen noch einige ergänzende Funktionen, wie zum Beispiel eine Routenplanung am Rechner mit Übertragung auf die Uhr oder wattgesteuertes Training mithilfe des Keo Power Pedals von Polar und Look, hinzukommen und als kostenlose Software-Updates zur Verfügung gestellt werden.
Fazit
Die sich quasi selbst erklärende V800 bietet viele nützliche Funktionen für ein strukturiertes Triathlon-Training. Diejenigen, die bereits eine Polar-Uhr besitzen, fühlen sich sofort zu Hause, müssen jedoch feststellen, dass ältere Lauf- und Radsensoren – mit Ausnahme der Brustsensoren – nicht mehr verwendet werden können. Durch Verwendung des offenen Bluetooth-Smart-Standards verabschiedet sich Polar mir dieser Uhr von der bisher genutzten Funktechnologie W.I.N.D.! Gewöhnungsbedürftig ist zunächst, dass sich die Start-Stopp- und Zwischenzeitentaste nicht mehr auf der Frontseite befindet und die Tasten insgesamt etwas sensibler reagieren könnten. Sehr positiv aufgefallen ist die auf den ersten Blick recht große, modern gestylte Optik, eine Uhr, die sich angenehm tragen lässt und weit weniger schwer ist als beim ersten Anblick erwartet. Auf dem großen Display erkennt man ohne Mühe alle Angaben auf einem Blick. Auch wenn beim Schwimmen die zurückgelegte Strecke momentan noch etwas ungenau gemessen wird, ziehe ich – ein bekennender Pulsuhren-Muffel – die V800 zu fast jeder Trainingseinheit gerne an, denn sie liefert einfach und schnell interessante Daten wie Durchschnittstempo, Streckenlänge und Höhenunterschiede. Auch ein spezielles Training lässt sich am Rechner schnell planen und auf die Uhr übertragen.
Und übrigens: Nach den ersten anfänglichen Kommunikationsproblemen verstehen wir uns mittlerweile blendend, und ich werde von Tag zu Tag fitter. Die Uhr bleibt weiterhin an meiner Hand und ich werde in Kürze weitere Erlebnisse veröffentlichen.
Text: Meike Maurer