Inferno Triathlon: Schumann zeigt Kampfgeist und Kreativität

Felix Schumann vom Pech verfolgt. Auch eine Woche nach den Materialproblemen bei der Crosstriahtlon-WM in Zittau kämpfte der schnelle Arzt erneut mehr gegen die Defekthexe als gegen die Gegner. Diese Mal allerdings beim Inferno Triathlon in der Schweiz. Wie er es dennoch aufs Podium geschafft hat, erzählt er selbst.

Der Inferno Triathlon 2014 ist Geschichte, ich habe es wieder heil aufs knapp 3.000 Meter hohe Schilthorn geschafft. Leider nicht als Sieger, aber für Platz drei hat es noch gerreicht. Dafür gabs als Trostpflaster den deutschen Sieg von Kathrin Müller bei ihrer Premiere beim Inferno Triathlon.

Obwohl ich mich nicht so akribisch vorbereiten konnte wie im vergangenen Jahr, war ich nach dem gigantischen Erlebnis 2013 wieder extrem motiviert und habe es sogar geschafft, mich irgendwie noch in Topform zu bringen. Außerdem sollte es nach der verkorksten Cross-WM in Zittau nun doch noch etwas mit dem Siegerlächeln werden.

Anstatt Schwimmen dieses Mal Laufen
Zunächst eine Lektion in Sachen Wetter am Vortag des Rennens: Kathrin und ich konnten beide nicht richtig begreifen, warum das Schwimmen wegen niedriger Wassertemperaturen und winterlichem Wetter am Renntag abgesagt werden sollte. Ein klarer Nachteil für gestandene Triathleten gegenüber dem Schweizer Bergvolk, das traditionelle eher auf dem Velo und beim Berglauf glänzt. Die Entscheidung war jedoch gefallen und amtlich. Anstatt des üblichen Schwimmkurses durch den Thunersee stand für alle Teilnehmer ein 3 km langer Warmup-Run auf dem Programm.
Die verschlafene Joggerei war auch wirklich nur zum Aufwärmen. Niemand hatte Lust, sich vor der bevorstehenden Tortur über 5.000 Höhenmetern bei Frost auf den Passhöhen sonderlich anzustrengen. Der Vorteil für mich lag darin, dass ich das Rennen von Anfang an von vorne kontrollieren konnte. So ging es Schulter an Schulter mit dem Lokalhero und Zweitplatzierten des Vorjahres, Samuel Hürzeler, in den ersten Berg. So richtig testen wollte mich der Schweizer aber erst in der Abfahrt – mit meinem Aernario Disc jedoch kein Problem. Die nächste Aufgabe hieß: 40 km flaches Zeitfahren entlang der Seen. Hier konnte ich den Schweizer Kletterspezialisten fordern. Kurz vor dem 1.400 Höhenmeter Monsteranstieg zur großen Scheidegg hatte ich sogar schon ein kleines Polster. Zu wenig, um das Rennen zu entscheiden, aber sicher genug, um einer Attacke am Berg den Schwung zu nehmen.

Schaltzug gerissen
Mein Hochgefühl währte alledings nur kurz. Ein unangenehmes Geräusch und ein plötzlicher brachialer Zug auf der Ketter holte mich aus meinen Träumen vom Sieg. Ich musste vom Rad und realisierte nach wenigen Sekunden, dass der hintere Schaltzug gerissen war.
Normalerweise ein klassischer Totalschaden im Rennen und angesichts des verbleibenden 12 km langen Anstiegs mit bis zu 20 Prozent Steigung auch keine Alternative mit 39-11 weiter zu fahren. Die Hilfeangebote der Begleitmotorräder, Zuschauer und sogar des Verfolgers Hürzeler wehrte ich zunächst entnervt ab, bis mir die rettende Idee kam: was hilft, wenn nichts mehr hilft???
Klar, Ducktape!
Tatsächlich hatte einer der Motorradfahrer eine Rolle strahlend blaues Gewebeband für mich dabei.  Der erste Versuch hielt zwar nur 200 m, aber ich war mir sicher, dass es gehen konnte. Und als ich mich der Sache nochmal „in Ruhe widmete“, hatte ich tatsächlich wieder einen Gang.

So schaffte ich es über die große Scheidegg und mit viel Rückstand, aber dem Vorsatz es bis zu meinem Mountainbike auf das  Schilthorn zu kommen, in die nächste Wechsezone. Beim Biken konnte ich zwar wieder Plätze gut machen, hatte aber keine Ahnung, wie ich im Rennen lag. Beim Wechsel zum Berglauf bekam ich dann endlich die Info: 8. Platz und weniger als zehn Minuten bis aufs Podest. Damit war ich wieder im Wettkampfmodus und machte mich auch gleich ans Einsammeln. Ob es die leichte Übersetzung auf dem Rennrad oder das semimotivierte Biken war, keine Ahnung, ich hatte jedenfalls richtig gute Beine und schnappte mir bis Mürren sogar den Zweitplatzierten. Die 16 Minuten auf die Spitze waren irgendwie auch noch verlockend, aber sobald es aus Mürren hinaus und auf die schwarze Skipiste ging, merkte ich, dass die Pferde wohl etwas mit mir durchgegangen waren. Ab da war es ohnehin nur noch ein Powerwalk im eisigen Nebel. Allerdings zwackten die Oberschenkel schon besorgniserregend und der Kreislauf wollte in der dünnen Luft auch nicht mehr so richtig.

Dass mich der gerade eingesammelte Schweizer wieder überholte registrierte ich gar nicht mehr wirklich, und als er kurz drauf wieder im Nebel verschwand, konzentrierte ich mich einfach wieder auf mich, den nächsten Schritt und das nächste Stück Schoki an der Verpflegung. Irgendwann ist aber auch der längste Berg zu Ende! Die letzten Stufen bis auf die Gipfelstation geschafft und dann ging es als Belohnung mit meinem kleinen Sohn Mael im Arm als glücklicher Dritter über die Ziellinie.

Mein Fazit: ich war topfit am Start und hätte meine Chance gehabt, auch wenn es sicher nicht einfach gewesen wäre, den Schweizer im Schlussanstieg zu schlagen. Trotz aller Widrigkeiten, am Ende doch noch auf dem Stockerl zu stehen, ist für mich dennoch ein tolles Happy End, und damit verabschiede ich mich erst einmal in die Sportferien.

Vielen Dank fürs Daumen drücken und den tollen Support!
Euer Felix

Fotos: privat