Es ist an der Zeit, dass eine Sächsin den WM-Titel holt

Am 16. August 2014 feiert die ITU-Weltmeisterschaft im Cross-Triathlon ihre Deutschland-Premiere: in Zittau treffen sich Athleten aus der ganzen Welt, darunter der Weltmeister Conrad Stoltz, zu 1,5 Kilometer Schwimmen, 36 Kilometer Mountainbiken und 9 Kilometer Laufen. Dr. Klaus Schwager, Veranstalter der O-See-Challenge, erklärt im Gespräch, warum er niemals ein Cross-Rennen auf Forstwegen austragen würde.

Herr Dr. Schwager, zum ersten Mal findet auf deutschen Boden eine Weltmeisterschaft (WM) im Cross-Triathlon statt. Was bedeutet das für Sie als Veranstalter?
Es ist für uns eine Riesen-Chance, das Event O-See Challenge weiterzuentwickeln und den Cross-Triathlon als attraktive Sportart in Deutschland zu pushen. Die WM verleiht uns beachtliche Wachstumsimpulse. Aber es ist derzeit in erster Linie extrem viel Arbeit, verbunden mit hohen Kosten. Es erfordert eiserne Disziplin und bedeutet ein ziemlicher Verzicht im Privatleben, wenn man so ein Event ehrenamtlich organisiert. Aber wir haben einen großartigen Rückhalt in der Region, alle arbeiten Hand in Hand, das stärkt das ehrenamtlich arbeitende Team und motiviert uns sehr.

Im Mai haben sich bereits 400 Athleten aus der ganzen Welt angemeldet, wie viel sind es nach Anmeldeschluss letztendlich geworden?
Das können wir momentan nur schätzen, da wir die offizielle Startliste der ITU noch nicht kennen. Wir haben nur Einblick in die so genannte Wait List, in welche die nationalen Verbände die Athleten eintragen. Und da sind wir momentan bei knapp 500 Startern. Einige Nationen haben aber bis heute noch nicht gemeldet wie Südafrika. Bei anderen sind die nationalen Qualifizierungswettkämpfe noch im Gange. Insgesamt rechnen wir mit rund 600 Startern für die WM und rund 150 Xterra-Startern, also Startern, die nicht in der WM-Wertung starten, aber über die gleiche Distanz um einen Startplatz bei der WM auf Maui kämpfen. Die Wechselzone ist für maximal 800 Starter ausgelegt.

Hand aufs Herz: einer der Top-Starterinnen ist die amtierende Europameisterin im Cross-Triathlon, Kathrin Müller. Hat die Leipzigerin Chancen auf den WM-Titel?
Als Lokalpatriot gibt es keine Zweifel: es ist Zeit, dass eine Sächsin den Weltmeister-Titel holt! Als Realist sage ich: Kathrin ist dieses Jahr schon jetzt in bestechender Form, für mich eine der drei besten Athletinnen in Europa. Ob das für die WM-Krone reicht, ist schwer zu sagen, da spielen beim Cross-Triathlon zu viele Faktoren eine Rolle, welche den Rennverlauf bestimmen. Außerdem gibt es da eine Handvoll Top-Athletinnen jenseits des großen Teiches…

Apropos Top-Starter – welche anderen namhaften Cross-Triathleten kämpfen am 16. August 2014 um die WM-Krone?
Eigentlich alles, was Rang und Namen hat! So hat sich bei den Männern der amtierende Weltmeister und schon Fast-Legende Conrad Stoltz angekündigt; bei den Frauen ist es die amtierende Weltmeisterin Helena Erbanova. Fast alle waren übrigens auch schon mal in Zittau! Auch wäre noch Faris Al-Sultan zu nennen, ob er allerdings ernsthaft in das Renngeschehen an der Spitze eingreifen kann, bleibt abzuwarten. Aber das sieht er selbst ähnlich realistisch, die Cross-Spezialisten sind schwer zu schlagen!

Parallel zur WM findet der O-See-Challenge in der Oberlausitz statt. Worin unterscheiden sich die Streckenverläufe der beiden Wettkämpfe?
Genau genommen ist es andersherum: die WM ist dieses Jahr Bestandteil der O-See Challenge. Der Challenge hat die WM nach Zittau geholt und die Strecken hervorgebracht, auf der nun die WM ausgetragen wird. Die WM-Strecke, auch Xterra-Trail genannt, ist die längste der drei vorhandenen Strecken-Kombinationen. Die anderen beiden Strecken, über welche die volkssportlich orientierten Wettkämpfe stattfinden, sind quasi nur Abkürzungen.

Viele klassische Triathleten scheuen einen Cross-Wettkampf aus Angst vor Verletzungen auf der Mountainbike-Strecke. Ist diese Angst begründet?
Nun, ganz von der Hand weisen kann man diese Befürchtungen natürlich nicht. Aber das ist eben alles eine Frage des Trainings der Fahrtechnik. So wäre es nahezu unverantwortlich, völlig ungeübt vom Rennrad eben Mal auf das Mountainbike zu steigen, um den Xterra-Trail fahren zu wollen. Das geht schief! Da unterscheidet sich dieser Sport in nichts von anderen Disziplinen: ohne Training geht es nicht. Ist man einigermaßen im Training, so ist das Verletzungsrisiko nicht höher als beim Straßen-Triathlon oder Rennradfahren.

Sicherlich gehören Trail-Abfahrten zu einem Cross-Triathlon dazu. Aber müssen es gleich steile Wurzelpassagen im Naturpark Zittauer Gebirge sein?
Unsere MTB-Strecke ist legendär, sie ist das Herzstück der O-See Challenge! Als klar war, dass wir 2014 die WM ausrichten, haben uns viele Athleten förmlich beschworen, die Streckenführung beizubehalten, sie ist WM-würdig. Cross-Rennen, die nur auf Forstwegen ausgetragen werden gibt es genügend! Aber das ist für uns nicht Cross, da braucht man auch kein MTB. Hier sind wir vielleicht etwas forsch – aber wir kommen hier nun mal alle aus der Mountainbike-Fraktion!

Abschließende Frage: In Ihrem WM-Trailer auf www.itu-wm-2014.de sprechen Sie von der „Faszination Cross-Triathlon“. Kann eine Heim-WM diese Sportart in Deutschland noch faszinierender machen?
Auf jeden Fall! Die Anzahl niveauvoller Crosstria- und Crossduathlon-Veranstaltungen ist gestiegen und die Zielgruppe gewachsen. Man ist neugierig geworden will als Triathlet auch andere Formate probieren. An dieser Entwicklung haben wir einen guten Anteil, mit der O-See-Challenge im allgemeinen und mit der WM-Ausrichtung im besonderen. Für mich persönlich ist Cross-Triathlon ohnehin der coolere Triathlon: abwechslungsreicher, intensiver, mitunter spektakulär – kurz faszinierend!

Herr Dr. Schwager, vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Nora Reim
Fotos: Uta Stitterich | Klaus Arendt | Ralf Graner