Während bei dem Märchen der Brüder Grimm der Tischlermeister seinen Gesellen nach erfolgreich abgeschlossener Lehrzeit mit einem reich gedeckten Tisch belohnt, freuen sich die Triathleten häufig schon im Vorfeld auf das Finisher-Buffet, denen teilweise ein legendärer Ruf vorauseilt.
Arendt: Worauf sollte ein (zum Teil völlig ausgepowerter und zum Teil unterversorgter) Athlet unmittelbar nach dem Zieleinlauf hinsichtlich der Auffüllung seiner leeren Speicher achten?
Uwe Schröder (Institut für Sporternährung, Bad Nauheim): Individualität und Umgebungsfaktoren sind mitentscheidend: Verträglichkeit, Geschmacksaspekte sowie Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Aber auch die Höhe des bestehenden Wasserdefizits (Trinkmenge auf der Strecke?) darf nicht unterschätzt werden. Die Priorität liegt in Abhängigkeit von der Versorgung auf der Strecke zuallererst beim Ausgleich der Wasserverluste. Danach folgen dann die Kohlenhydratversorgung, der Elektrolytausgleich sowie die Eiweißversorgung. Idealerweise ist alles in einem Getränk enthalten oder auch in einer Kombination mit sinnvollen Regenerationslebensmitteln. Da sowohl für die Wasser- als auch die Kohlenhydrataufnahmemengen körpereigene, limitierende Faktoren bestehen, ist auf die Portionsgröße und die im zeitlichen Ablauf regelmäßige Aufnahme – auch Stunden nach Zieleinlauf – zu achten. Deutlich mehr als 1,5 Liter Trinkmenge pro Stunde ist nicht sinnvoll, ebenso sind – je nach Körpergewicht des Athleten – mehr als 150 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde kontraproduktiv. Wichtig: Stellen Sie eine regelmäßige und individuell angemessene Kohlenhydrat- und Getränkezufuhr auch in den Folgestunden (bis zu insgesamt maximal 12 Gramm Kohlenhydrate pro Kilogramm Körpergewicht/Tag) sicher und achten Sie auf die Farbe des Urins als Rehydrations-Kriterium am nächsten Morgen.
Typische Fehler unmittelbar nach dem Zieleinlauf
- Zuerst feste Lebensmittel, dann Getränkeaufnahme.
- Zu große Trinkmengen pro Zeiteinheit.
- Anfangs zu niedriger glykämischer Index.
- Keine Elektrolyte im Getränk (besonders Natrium).
- Zu große Portionen.
- Zu hoher Fettgehalt der Speisen wie zum Beispiel Eier-, Thunfisch-, Streichwurstbrötchen: sehr lange Magenverweilzeit, schwer verdaulich.
- Alkoholische Getränke.
- Eiskalte Getränke.
- Unbekannte Getränke und Speisen ohne getestete Verträglichkeit.
- Schwere Verdaubarkeit: der Vollwertköstler will auch jetzt das Vollkornbrot anstelle des Weißmehlbrötchens; oder fettige Pommes (gute Alternative: Pommes aus der Heißluftfritteuse mit max. 3 Prozent hochwertigem Öl).
- Wenig energiereiche Lebensmittel wie Salate und Gemüse.
- Keine Getränke- und Lebensmittelversorgung in den Folgestunden.
- Sahnekuchen- und Grillbuffets, die Highlights jeder Finisher-Party.
- Fettreiche Salate, die wegen ihres Namens Kohlenhydrate suggerieren: Nudelsalat, Kartoffelsalat …
- Geringer Eiweißanteil, geringe Eiweißqualität (Gummibärchen …).(Quelle: Uwe Schröder, Institut für Sporternährung, Bad Nauheim )
Typische Fehler an den Tagen danach
- Insgesamt zu niedrige Kohlenhydratmengen (< 6g KH/kgKG/d).
- Durchschnittlich zu hoher GI der verzehrten Kohlenhydrate.
- Keine regelmäßige, über den Tag verteilte Getränkeaufnahme, idealerweise mit einem Mineralwasser mit einem Calcium-Magnesium-Verhältnis von 2:1 zum schnellen Ausgleich von schweißbedingten Calcium- und Magnesium-Verlusten.
- Zu geringe Eiweißzufuhr (<1,5 g EW/kg KG), zu geringe EW-Qualität.
- Regelmäßiger Konsum alkoholischer Getränke.
- Zu geringe Nährstoffdichte der Mahlzeiten (Belohnung für die Leistung durch Fast Food, Süßigkeiten & Co. → psychische Kompensationseffekte, daraus resultierend zu geringe Vitamin- und Spurenelementeaufnahme)(Quelle: Uwe Schröder, Institut für Sporternährung, Bad Nauheim )
Arendt: Athleten werden von der Zielverpflegung geradezu magisch angezogen. Manchem Finisher-Buffet eilt in der Szene ein legendärer Ruf voraus. Worauf achten Sie bei Ihrer Veranstaltung hinsichtlich der Zusammenstellung der Leckereien hinter der Ziellinie?
Nowak (Veranstalter Schloss-Triathlon Moritzburg): Bei der Logistik und dem Angebot der Zielverpflegung in Moritzburg lassen wir uns vom Grundsatz unserer Veranstaltung leiten: von Sportlern für Sportler. Wir bieten an, was wir selbst in Relation vom Startpreis zur Leistung erwarten würden. Beim Schloss-Triathlon sind dies im Einzelnen: High5 Iso- und Recoverygetränke, Protein-Riegel, Bananen, Äpfel, Melonen, Rühr- und Apfelkuchen, Fett- und Leberwurstbemmen, Salamibrote, saure Gurken, Möhren, Tomaten, grüne Gurken, Wasser, Fruchtschorle, Gua-Cola und Erdinger Alkoholfrei.
Arendt: Arbeiten Sie auch mit Ernährungsberatern zusammen, um den Athleten nicht nur im Wettkampf, sondern auch danach eine optimale Versorgung zukommen zu lassen?
Nowak: Mit unserem Sportlerernährungssponsor High5 haben wir uns im Vorfeld hinsichtlich der Zusammensetzung und Verteilung der Produkte auf die Verpflegungspunkte Rad, Lauf und Ziel beraten und abgestimmt. Ansonsten setzen wir auf unser „Bauchgefühl“, Erfahrung und Rückmeldung der Teilnehmer.
Quelle: tritime (Ausgabe 4-2010)